Page 6 - Mein Leben, Ausgabe 3 2021
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 MEDIZIN | Neues aus der Medizin
Prädiabetes
wird viel zu
selten erkannt.
Und noch viel weniger wird gegengesteuert.
 Die Österreichi-
sche Diabetes Ge- sellschaft klärt darüber
auf, dass bereits ein Prädiabetes Schä-
den verursachen kann, die als Folgeerkran-
kungen des manifesten Diabetes bekannt sind. Studi- en zeigen: Würde der Prädiabetes häufiger diagnostiziert und therapeutisch begleitet, könnten nicht nur viele Dia- beteserkrankungen verhindert, sondern auch ein breites Spektrum von Diabetesfolgen vermieden oder vermin- dert werden. Sogar bei COVID-19 zeigt sich, dass bereits ein Prädiabetes gefährlich sein kann. Die Aufnahme des Hba1c-Wertes in die Vorsorgeuntersuchung wäre eine praktikable Möglichkeit, frühzeitig gegenzusteuern.
Die Stoffwechselstörung Prädiabetes ist durch Insulin- resistenz und gestörte Glukosetoleranz gekennzeichnet. Die Körperzellen reagieren bei dieser Störung nicht mehr adäquat auf das im Körper produzierte Insulin. Das führt zu einer Überbelastung der insulinproduzierenden Bauchspeicheldrüse und zu viel Insulin im Blutkreislauf, was wiederum das metabolische Syndrom verstärkt. Eine Spirale, die, wenn nicht gehandelt wird, sehr oft zu Dia- betes führt.
UNERKANNT = UNBEHANDELT
Univ.-Prof. Dr. Susanne Kaser, Stv. Direktorin Universi- tätsklinik für Innere Medizin I der Medizinischen Univer- sität Innsbruck und Präsidentin der ÖDG, erklärt: „Sechs Prozent der erwachsenen Bevölkerung haben einen Prädi-
abetes. Viele davon wissen es nicht und werden erst in ein paar Jahren mit einer manifesten Diabeteserkran- kung diagnostiziert. Dabei kann gerade in der Phase des Prädiabetes viel erreicht werden, um Diabetes zu verhindern oder seine Folgen zu verringern.“
EINE „VORSTUFE“ MIT ERNSTEN FOLGEN
Kaser führt aus: „Bereits der Prädiabetes geht mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher.1 Aber auch mi- krovaskuläre Erkrankungen, wie vor allem die Neuropa- thie, sind schon häufig bei Menschen mit Prädiabetes zu finden.2 Diese Zuckerstoffwechselstörung schädigt somit die großen und die kleinen Gefäße im ganzen Körper und führt dazu, dass gefürchtete Diabetesfolgen bereits Jahre vor einer manifesten Diabeteserkrankung begin- nen.“
PRÄDIABETES IST BEHANDELBAR
Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Harald Sourij, Stv. Abtei- lungsleiter der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie an der Medizinischen Universität Graz und Erster Sekretär der ÖDG, stellt fest: „Prädiabetes ist behandelbar. Die aktuelle Studienlage zeigt klar, dass Prä- diabetes durch körperliche Bewegung, Gewichtsredukti- on und Medikamente (Therapien, die das Ansprechen auf das körpereigene Insulin erhöhen) verbessert werden kann. Eine frühe Intervention kann das Outcome sig-
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