Page 10 - Mein Leben, Ausgabe 3 2021
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 HALLO DOC! | Fragen an unseren Diabetes-Experten
 Gerade in diesen Fällen können diese Injektionstherapi- en eine deutliche Verbesserung der Begleiterkrankungen bewirken.
Nicht nur die unten angeführten kontrollierten Studien, auf deren Basis wir unsere aktuellen Therapieleitlinien der Österreichischen Diabetes Gesellschaft verfassten, untermauern diese Empfehlung, sondern vielmehr auch mittlerweile im großen Umfang vorliegende Erfahrun- gen im klinischen Alltag (Real-World-Daten).
Die Gruppe der GLP-1-Agonisten können leitlinienge- recht mit vielen innovativen und auch bereits lang be- währten Medikamenten inkl. Insulin erfolgreich kom- biniert werden. Besonders auch die Kombination mit Insulin im weiteren Verlauf der Karriere eines vom Typ 2 betroffenen Diabetikers/einer vom Typ 2 betroffenen Diabetikerin kann die Stoffwechsellage weiter verbes- sern, Insulin sparen helfen und vor allem die oft gefürch- tete Gewichtszunahme unter Insulin hintanhalten.
Abschließend möchte/muss ich leider doch noch auf Punkte im Zusammenhang mit dieser so erfolgreichen neuen Therapieoption hinweisen. Aufgrund der „Ver- schreibungsvorgaben“ können derzeit nur Fachärztin- nen und Fachärzte für Innere Medizin, Fachabteilungen und Fachambulanzen die Erstverordnung durchführen, die dann von den Kontrollärztinnen und Kontrollärzten der Krankenkassen überprüft und bewilligt wird. Dafür müssen leider manche für uns nicht nachvollziehbare Be-
gründungen vorliegen. So muss der/die Betroffene einen BMI über 30 kg/m2 und einen HbA1c über 8 % auf- weisen und
WISSENSWERTES:
muss zuvor bereits zwei Diabetesmedikamente in Ver- wendung gehabt haben.
Da es natürlich absolut an unseren Leitlinien und Ziel- vorgaben vorbeiläuft, „nur“ diese PatientInnengruppe zu erfassen, bleibt uns Ärztinnen und Ärzten oft nichts an- deres übrig, als mit all der uns zur Verfügung stehenden Überzeugungskraft bei den Kontrollärztinnen und Kont- rollärzten zu argumentieren, um die Bewilligung für diese innovative Therapie zu erreichen.
Ziel ist und bleibt es, den betroffenen DiabetikerInnen diese nicht nur unmittelbar den Blutzucker, sondern viel- mehr viele den Diabetes begleitende Problemfelder posi- tiv beeinflussenden Therapien zeitgerecht und wirksam zu ermöglichen.
Ich darf an dieser Stelle bereits auf die nächste Aus- gabe des Heftes hinweisen, wo wir uns speziell mit der Gewichtsthematik bei Diabetes mellitus Typ 2 befassen wollen. Welchen Einfluss hat Insulin? Was können wir Ärztinnen und Ärzte und was die Betroffenen selbst ver- suchen?
Quellen: Diabetes-Leitlinien der ÖDG, SUSTAIN-, REWIND- und LEADER-Studienpublikationen
Prim. Dr. Christian Schelkshorn
seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe
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Bei GLP-1-Rezeptor-Agonisten handelt es sich um synthetisch hergestellte Polypeptide, die
wie das natürliche Peptidhormon GLP-1 an den GLP-1-Rezeptor binden, aber eine verlängerte Halbwertzeit haben. Sie stimulieren die Sekretion von Insulin und hemmen die Ausschüttung von Glucagon.
Es gibt derzeit drei gängige Wirkstoffe welche dieses Wirkprinzip aufweisen, jedoch in Einzelbereichen unterschied- lich positive Ergebnisse liefern. Darüber hinaus gibt es weitere Produkte, welche auf nicht-synthetischer Herstellung beruhen.
Und last, but not least, gibt es bereits ein Präparat mit dem Wirkstoff Semaglutid, welches oral verabreicht werden kann, und keine Injektionstherapie notwendig macht! Allerdings ist dieses in Österreich noch nicht erhältlich und wartet derzeit auf die Zulassung.
Sie sehen, die Spezialisten aus der Gruppe der GLP-1 Agonisten sind gar nicht so wenige, und bestimmt ist diese Entwicklung noch lange nicht am Ende.
n Dulaglutid (Trulicity®) n Liraglutid (Victoza®)
n Semaglutid (Ozempic®)
n Lixisenatide (Lyxumia®)
n Exenatide (Byetta® und Bydureon®)
(biotechnologisch hergestelltes Polypeptid,
das im Speichel der nordamerikanischen Gila-Krustenechse gefunden wurde.)








































































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