Ernährung bei nichtalkoholischer Fettleber

Die nichtalkoholische Fettleber (NAFL) zählt zu den weltweit häufigsten Lebererkrankungen. In Europa sind ca. 20–30 % der Bevölkerung davon betroffen. Besonders Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko, an einer NAFL zu erkranken – drei von vier Diabetikern weisen diese Erkrankung auf. 

 

Bei einer NAFL kommt es zu einer vermehrten Einlagerung von Fett ins Gewebe und somit zu einer Fettabbaustörung. Dies schädigt die Leberzellen und kann im weiteren Krankheitsverlauf zu einer Entzündung (nichtalkoholische Steatohepatitis), zum Absterben der Leberzellen (Leberzirrhose) bis hin zum Leberkarzinom führen. 

 

In den Stadien der Leberverfettung und der Entzündung ist der Krankheitsverlauf durch lebensstilveränderte Maßnahmen reversibel. Eine Leberzirrhose ist im Gegensatz dazu nicht mehr umkehrbar.

 

Einer der wichtigsten Einflussfaktoren bei der Entstehung ist die Ernährung. Eine erhöhte Energieaufnahme, Bewegungsmangel und das daraus resultierende Übergewicht begünstigen das Auftreten der NAFL. Um das Risiko einer Erkrankung zu minimieren, können Sie selbst aktiv werden und Ihren Lebensstil nachhaltig verändern. Die folgenden praktischen Tipps können Sie dabei unterstützen.

 

Vollkornprodukte bevorzugen

 

Weißmehlprodukte wie zum Beispiel Semmeln, Kornspitz und Striezel, führen zu einem raschen Blutzuckeranstieg. Da sie nur einen geringen Ballaststoffanteil besitzen, halten sie nur kurzzeitig satt. Die Entstehung von Heißhungerattacken und eine vermehrte Nahrungsaufnahme sind die Folge. Wird dieses Übermaß an verfügbarer Energie nicht verbraucht, wandelt der Körper den Zucker in Fett um. 

 

Im Gegensatz zu Weißmehlprodukten besitzen Vollkornprodukte einen hohen Ballaststoffanteil. Dadurch wird der Speisebrei langsamer verdaut, dies bewirkt eine längere Sättigung und einen langsameren Blutzuckeranstieg. Diesen positiven Effekt weist weiters der regelmäßige Konsum von Salat, Gemüse und Hülsenfrüchte auf. Es wird empfohlen, zu jeder Mahlzeit mindestens eine Portion Gemüse und/oder Salat zu essen.

 

Fruchtzucker reduzieren

 

Da der Fruchtzucker insulinunabhängig verstoffwechselt wird, galt er früher bei Diabetikern als besonders geeignetes Süßungsmittel. Heute weiß man jedoch, dass eine erhöhte Aufnahme zu einer vermehrten Fetteinlagerung in der Leber führt, was in weiterer Folge eine Insulinresistenz bewirkt. Auch zeigen sich bei übermäßigem Verzehr erhöhte Triglyzerid- und Harnsäurewerte. Fruchtzucker in adäquaten Mengen in Obst sind prinzipiell unbedenklich. Bis zu 2 Portionen frisches Obst pro Tag sind im Rahmen einer gesunden und ausgewogenen Ernährung auch für Diabetiker empfohlen. Eine Portion entspricht in etwa einer Faustgröße. 

 

Fruchtzucker findet sich in konzentrierter Form in Fruchtsäften, Wellness-Getränken, Sirup-Getränken und Trockenobst. Ebenso ist er in verarbeiteten Lebensmitteln wie Süßwaren, Backwaren und weiteren Fertigprodukten versteckt. Fruchtzuckerbeigaben zeigen sich zum Beispiel auf verpackten Lebensmitteln folgendermaßen zu erkennen: Fruktose, Fruktose-Glukosesirup, Honig, Maisstärkesirup, Fruchtsüße, Agavensirup, Ahornsirup, Invertzucker.

 

Es wird vermutet, dass eine hohe Aufnahme von Fruchtzucker mit einem gesteigerten Appetit einhergeht, was wiederum eine hochkalorische Ernährung begünstigt.

 

Die richtigen Fette wählen

 

Eine hohe Fettaufnahme fördert das Auftreten von Übergewicht. Besonders die gesättigten Fettsäuren, die sich in tierischen Lebensmitteln befinden, tragen zur Verfettung der Organe bei. Deshalb sollten Sie davon fettarme Varianten wählen und generell weniger Fleisch- und Wurstwaren konsumieren. Greifen Sie stattdessen öfters zu Fisch und fleischfreien Gerichten. Für die kalte Jause eignen sich fettarme Milchprodukte wie Topfenaufstriche, Landfrischkäse oder Schnittkäse. Auch Aufstriche auf Basis von Hülsenfrüchten wie Linsen- und Bohnenaufstrich oder Hummus sind mögliche Alternativen.

 

Zum Kochen sind hochwertige Pflanzenöle wie Rapsöl oder Maiskeimöl empfehlenswert. Für die kalte Küche erweisen sich Olivenöl, Leinöl, Hanföl, Walnussöl, Leindotteröl oder Weizenkeimöl als besonders günstig. Auch Nüsse besitzen wie Fische ein sehr gutes Fettsäuremuster.

 

Aktiver Lebensstil

 

Regelmäßige Bewegung wirkt sich positiv auf die bestehende Insulinresistenz aus und reduziert Übergewicht. Empfohlen wird eine körperliche Aktivität von 150 bis 200 Minuten pro Woche, aufgeteilt auf 3 bis 4 Wochentage. Besonders geeignete Ausdauersportarten sind Schwimmen, Walken und Radfahren. Kombiniert mit einem Krafttraining lässt sich Körperfett optimal reduzieren.

 

Übergewicht reduzieren

 

Vor allem das Bauchfett (viszerales Fett) ist für die Ansammlung von Fett in der Leber verantwortlich. Eine Gewichtsreduktion von fünf Prozent ausgehend vom aktuellen Körpergewicht reicht bereits aus, um Leberfett abzubauen. Beispiel: Bei einem 100 kg schweren Menschen entspricht dies einer Gewichtsreduktion von fünf Kilogramm. Um Ihr Körpergewicht langfristig zu reduzieren, sollten Sie eine langsame Gewichtsreduktion von 0,5 bis maximal 1 Kilogramm pro Woche anstreben. Radikaldiäten führen zwar schnell zu einer Gewichtsabnahme, sind aber nur von kurzer Dauer (Jo-Jo-Effekt). 

 

Kaffee in Maßen genießen

 

Studien zeigen, dass ein moderater Kaffeekonsum (mehrere Tassen am Tag) protektiv auf die Entstehung von Lebererkrankungen wirkt. Unklar ist jedoch, welcher Wirkungsmechanismus dahintersteckt, da Kaffee aus mehr als 2.000 verschiedenen Substanzen besteht. 

 

Da es bislang keine medikamentöse Therapie der NAFL gibt, gilt es lebensstilmodifizierte Maßnahmen zu ergreifen. Eine kohlenhydrat- und fettmodifizierte Ernährung führt in Kombination mit einer gesteigerten körperlichen Aktivität zur gewünschten Gewichtsreduktion und Verbesserung der Insulinresistenz.

Dr. Schelkshorn

Prim. Dr. Christian Schelkshorn

seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener 
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe

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