Diabetes mellitus als chronische Erkrankung und die damit einhergehende Multimorbidität ist stark im Zunehmen begriffen. Etwa 600.000 Menschen leben mit der Diagnose Diabetes mellitus, inklusive Dunkelziffer sind bis zu 800.000 Menschen betroffen. Jährlich kommen 33.000 neue Fälle dazu. Bis zu 90 % der Diabetiker sind von Typ 2. Sie könnten durch entsprechende Lebensstiländerung ihren Krankheitsverlauf stabilisieren und Folgeschäden minimieren. Um die Versorgung und Betreuung von Menschen mit Diabetes mellitus aktuell und in Zukunft gewährleisten zu können, braucht es neue Versorgungs- und Betreuungsmodelle und eine dringende Anpassung an die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen.
Die Primärversorgung ist das bevorzugte und das wirtschaftlichste Mittel für die Erbringung von grundlegenden medizinischen Leistungen. Dieser Ansatz geht weg von der Krankenhausversorgung hin zu einer Basisversorgung im niedergelassenen Bereich.
International, wo eine funktionierende Primärversorgung etabliert ist, sind Pflegeexperten oder sogenannte Advanced Nurse Practitioner (APN) in vorderster Linie der Gesundheitsversorgung angesiedelt. Diese Pflegefachpersonen erbringen nicht nur den größten Anteil der Leistungen in der Basisgesundheitsversorgung, sondern auch eine wirksame Versorgung, mit der sie Patientenergebnisse erzielen, die mit jenen von Ärzten vergleichbar sind. Sie übernehmen die Steuerung und das Management von chronischen Krankheiten und sorgen für Versorgungskontinuität. Die Einführung von spezialisierten Pflegekräften mit dem Expertenwissen zu Diabetes mellitus ist eine strategische Antwort auf einen steigenden Bedarf.
Die Erfolgsfaktoren für Prävention, Stabilisierung des Krankheitsverlaufes und Kostensenkungen im Gesundheitssystem sind laut WHO, den Gesundheitsexperten und der Patientenvertreterschaft eine systematische und standardisierte Aufklärungs- und Schulungsarbeit, die Früherkennung und ein zeitgerechter Behandlungsbeginn. Weitere Faktoren sind individualisierte, niederschwellige, wohnortnahe und langfristige Betreuung. Diese Erfolgsfaktoren werden durch koordinierte, interprofessionell agierende Behandlungsteams aus spezialisierten Pflegekräften, Medizinern und weiteren Gesundheitsberufen sowie mithilfe gesteigerter Patientensicherheit durch verbessertes Selbstmanagement ermöglicht. Alle genannten Faktoren entsprechen auch der gesundheitspolitischen Zielsetzung in Österreich.
Daher fordert auch die Österreichische Diabetesstrategie, eine niederschwellige, effiziente und effektive, an den jeweiligen Bedarf angepasste Versorgung von Menschen mit Diabetes zu gewährleisten und die spezialisierte Pflegeperson/APN voll in die Umsetzung der Versorgung von chronisch kranken Menschen einzubinden.
Die Kernkompetenzen einer APN Diabetes Care sind direkte klinische Praxis, Experten-Coaching, Beratung, ethische Entscheidungsfindung, interdisziplinäre Zusammenarbeit, klinisches und fachspezifisches Leadership, da sie über grundlegendes Expertenwissen sowie über komplexe Entscheidungsfindungskompetenzen im Rahmen einer erweiterten Pflegepraxis verfügt. Sie nimmt international besonders im extramuralen Bereich eine zentrale Rolle in der umfassenden Versorgung und Betreuung von Menschen mit Diabetes mellitus ein. Auch kann die APN Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention im Fachbereich Diabetes Care entwickeln, evaluieren und adaptieren. Zusätzlich nimmt sie in der Forschungskompetenz Fragestellungen aus der Praxis auf, initiiert Forschung und gibt die Ergebnisse an die Praxis zurück.
Spezialisierte Pflegepersonen/APN Diabetes Care arbeiten in mobilen, ambulanten, teilstationären und stationären Versorgungsformen in der Primärversorgung, der freien Pflegepraxis oder bei diversen mobilen Pflegeanbietern.
Die Aufgaben einer APN Diabetes Care im niedergelassenen Bereich am Beispiel eines neumanifestierten Patienten mit insulinpflichtigem Typ-2-Diabetes mellitus könnte wie folgt aussehen:
Nach ärztlicher Diagnosestellung erfolgt eine Zuweisung zur APN Diabetes Care, die sich in einem ersten Schritt mit den Methoden des klinischen Assessments und systematischer Informationssammlung ein umfassendes Bild über die Situation des Patienten macht. In einem weiteren Schritt erfolgt die Organisation eines alters- und zielgruppengerechten Schulungsprogrammes für den insulinpflichtigen Diabetes mellitus Typ 2 mit dem Ziel der Förderung der Selbstmanagementfähigkeiten des Betroffenen.
Im Rahmen der an sie übertragenen Führung des Betreuungsprozesses und nach ärztlicher Vorgabe bzw. Standard ordnet sie definierte diagnostische Verfahren sowie medizinische Interventionen, inkl. Verlaufsdiagnostik (z. B. Neuropathie), Laboruntersuchungen (z. B. HbA1c) an bzw. führt diese durch. In Diagnostik und Therapie kann eine APN Diabetes Care aufgrund des klinischen Bildes im Rahmen von definierten Behandlungs- und Pflegesituationen, bei angeordneten Arzneimitteln, z. B. Insulin, die Dosisanpassungen nach Titrationslisten oder Algorithmen vornehmen. Sie ist für die Betroffenen während des gesamten Krankheitsverlaufes Ansprechpartner, steht als Consultant/Vermittler zwischen den Gesundheitsberufen zur Verfügung und unterstützt die anderen Gesundheitsberufe im Management von Menschen mit Diabetes.
Internationale Beispiele zeigen die Vorteile eines multiprofessionellen Ansatzes zum Management chronischer Erkrankungen: Eine Ärztebefragung in den Niederlanden, wo spezialisierte Pflegekräfte verstärkt in einer strukturierten Betreuung und Behandlung eingesetzt werden, zeigt sehr positive Ergebnisse: 90,2 % erkennen Qualitätsverbesserungen in der Behandlung, 64,5 % Effizienzverbesserungen und 64 % Verbesserungen der Lebensqualität von Diabetespatienten.
Eine Schweizer Studie ermittelte substanzielle, positive Auswirkungen der integrierten Versorgung auf Gesundheitsausgaben – Einsparungspotenzial von 10 bis 20 % pro Patient pro Jahr! – und erkrankungsbedingte Spitalsaufenthalte, bei gleichzeitiger Erhöhung der Versorgungsqualität für Diabetespatienten.
Die spezialisierte Pflegeperson/APN ist international eine wichtige Säule in der Primärversorgung von chronisch kranken Menschen mit Diabetes mellitus und kann die Arbeit der Hausärzte ergänzen. Wie Studien zeigen, kann dadurch die Qualität der Versorgung dieser Personengruppe bei niedrigeren Kosten und signifikant höherer Patientenzufriedenheit verbessert werden.
Literatur über dem Verband Österreichischer Diabetesberaterinnen
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