Was bedeutet eigentlich Ernährungsumstellung?

„Wir wissen nicht wohin, aber Hauptsache, wir sind schnell dort.“ Unter diesem Motto verläuft auch so manch gut gemeinte radikale Ernährungsumstellung. Oft verlaufen die vielen guten Vorsätze aber leider im Sand. 


Sinnvoll ist im ersten Schritt die Erfassung des Ist-Zustandes: Dazu braucht es eine Ernährungsanamnese. DiätologInnen verwenden verschiedene Methoden, um die Güte des aktuellen Ernährungsmusters festzustellen. Dies ist so wichtig wie das Labor für den Arzt. Und weil jeder Mensch ein einzigartiges Ernährungsmuster aufweist, muss dieses auch individuell erfasst werden, um die Unterschiede von „Ist“ und „Soll“ zu erkennen. Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Eine Frau über 80, sehr zierlich und an der Grenze zum Untergewicht, erhält die Diagnose Typ-2-Diabetes und vom Arzt ein Medikament verordnet. In einer Zeitschrift liest sie, dass Abnehmen die Blutzuckerwerte verbessert. Die Dame, die ohnehin nur kleine Mengen, diese aber mit gutem Appetit isst, verordnet sich selbst ein Sparprogramm und hungert sich einige Kilos in der Hoffnung auf Besserung der Blutzuckerwerte herunter. Bei der Kontrolle zeigt sich keine Verbesserung des HbA1c, dafür ist sie geschwächt und infektanfällig.


Dieses gar nicht so seltene Beispiel soll zeigen, dass Ernährungsumstellung für jeden etwas anderes bedeutet und nach der Feststellung des Ist-Zustandes geklärt werden muss, wohin die Reise überhaupt gehen soll. Man könnte unterscheiden in:

  • medizinische Therapieziele: z. B. Verbesserung von HbA1c, Time in Range, Blutfetten 

  • diätologische Therapieziele: z. B. Erhöhung der Ballaststoffzufuhr bei gleichzeitiger Reduktion der glykämischen Last, Optimierung des Fettsäure-Musters

  • subjektive Therapieziele: z. B. bessere Sättigung, Verbesserung von Wohlbefinden und Schlafqualität


Im Falle der Dame hätte eine diätologische Beratung auf eine genügende Zufuhr von Eiweiß und Mikronährstoffen fokussiert und gezeigt, wie der Blutzuckeranstieg durch Kohlenhydrate limitiert werden kann.


Manchmal, vor allem aber bei einem unstrukturierten Essverhalten, muss es im ersten Schritt genügen, überhaupt regelmäßige Mahlzeiten einzunehmen, bevor angegangen wird, was und wie viel auf den Teller und ins Glas kommt. Ernährungsumstellung ist also ein Prozess, der sich über einen längeren Zeitraum erstreckt. Unser Gehirn braucht mindestens einige Wochen, um neu erlernte Gewohnheiten zu automatisieren. Beim Ausprobieren neuer Speisen und Geschmacksrichtungen spielt die Einstellung eine große Rolle. 


Wer glaubt, dass ein Burger aus Getreide und Gemüse niemals schmecken kann, dessen Vorurteil wird bestätigt werden. Ein wenig Offenheit und Humor, aber auch die nüchterne Abwägung (Ernährungsumstellung versus mögliche Spätschäden) helfen, sich an neue Gewohnheiten heranzutasten. Das Gute daran: Es gibt kein „Erlaubt/Verboten“ oder ein „Nie mehr“. Die moderne Diabetesernährung ist ein „Viel mehr“ an Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide und etwas Obst. Gelegentlich hat dann auch eine Leberkäsesemmel Platz – wenn man sie überhaupt noch möchte.

Kürbiskern-Hirse-Burger



Kürbiskern-Hirse-Burger


  • 1 Tasse kleinkörnige Hirse

  • 1 Karotte

  • 2 Tassen Wasser

  • 1 Ei

  • 250 g Topfen

  • ½ Karfiolkopf

  • Salz, Pfeffer

  • gemahlene Kürbiskerne


Zubereitung 

Die Hirse kurz in kochendes Wasser geben, abseihen und abspülen (so wird sie nicht bitter) und anschließend mit 2 Tassen Wasser einmal aufkochen und auf kleiner Flamme ausquellen lassen. Erst jetzt leicht salzen.

Karfiol grob hacken, Karotte in kleine Würfel schneiden und kernig kochen. Ausgekühlte Hirse mit Topfen, Ei, Gewürzen und ausgekühltem Gemüse abmengen. Burger formen, beidseitig in den gemahlenen Kürbiskernen wenden, leicht andrücken, auf Backpapier bei 180 Grad im Ofen knusprig backen. Mit großem Salat, gutem Pflanzenöl und Joghurt-Knoblauch-Sauce servieren.

Dr. Schelkshorn

Prim. Dr. Christian Schelkshorn

seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener 
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe

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