Diabetes und Alter

Laut WHO lässt sich Alter in folgende Gruppen einteilen:

  • „junge Alte“: 60/65-74-Jährige

  • „Betagte und Hochbetagte“: 75–89-Jährige

  •  „Höchstbetagte“: 90–99-Jährige

  • „Langlebige“: > 100 Jahre


Jeder Mensch altert anders. Neben dem pflegebedürftigen 70-Jährigen gibt es den aktiven 85-Jährigen. So gilt es zwischen dem kalendarischen und dem biologischen Alter zu unterscheiden. 


Im folgenden Artikel möchte ich auf den geriatrischen Patienten mit Diabetes eingehen. Ein geriatrischer Patient ist ein biologisch älterer Patient mit mehreren relevanten und behandlungsbedürftigen Erkrankungen.  Individuell, je nach Zusatzerkrankungen und Lebenserwartung, gilt es die Therapieziele, die medikamentöse Therapie, aber auch die Ernährungstherapie anzupassen. Im Vordergrund der Behandlung steht die Erhaltung der Lebensqualität, für die ein guter Ernährungszustand sowie die Vermeidung von Akutkomplikationen (Unter- und Überzucker) Voraussetzung sind. Darüber hinaus ist es wichtig, die Freude am Essen zu bewahren beziehungsweise wieder zu erlangen und sich von strikten, eventuell falsch verstandenen Ernährungsempfehlungen zu distanzieren. 


Wichtige Ernährungsaspekte beim geriatrischen Patienten mit Diabetes:


Unter- und Überzucker (Akutkomplikationen) verhindern: Vor allem Unterzucker gilt es zu verhindern! Durch altersbedingte Veränderungen des Nervensystems können gegensteuernde Mechanismen und typische Warnzeichen eines Unterzuckers abgeschwächt sein. Das Risiko für schwerwiegende Komplikationen nach einer Unterzuckerung, wie Stürze oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall), ist bei älteren Patienten erhöht. Ein erhöhtes Risiko für Unterzucker besteht bei einer Behandlung mit Insulin. In diesem Zusammenhang ist vor allem das Einhalten von regelmäßigen Mahlzeiten mit einem Kohlenhydratanteil wichtig.


Überzucker ist weniger gefährlich als Unterzucker. Bei anhaltenden hohen Zuckerwerten sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Es besteht die Gefahr der Austrocknung, da Zucker über den Harn ausgeschieden wird und dies mit erhöhtem Harnlassen verbunden ist. Um Überzucker vorzubeugen, sollten rasch resorbierbare Kohlenhydrate, allen voran stark zuckerhaltige Getränke, gemieden werden. Werden Kohlenhydrate mit Fett und Eiweiß kombiniert, steigt der Blutzucker langsamer an (Zuckerbremse), und gleichzeitig wird dadurch eine bessere Energie- und Eiweißversorgung erreicht.


Deckung des Energie- und Eiweißbedarfs: Das Risiko einer Mangelernährung steigt im Alter. Gründe dafür sind vielfältig: Appetitverlust, Kau- und Schluckbeschwerden, ein verändertes Sättigungsgefühl, Geschmacks- und Geruchsveränderung, aber auch psychosoziale Faktoren (Einsamkeit, Verwirrtheit ...) können eine Rolle spielen. Bei ausgeprägtem Appetitmangel und ungewolltem Gewichtsverlust muss rasch gehandelt werden. Eine Gewichtsabnahme von mehr als 5 % in drei Monaten und mehr als 10 % in sechs Monaten gilt als Hinweis für eine Mangelernährung. 


Neben fehlender Bewegung begünstigt eine nicht bedarfsgerechte Ernährung, vor allem der Mangel an Eiweiß, das Entstehen oder Fortschreiten einer Sarkopenie. Sarkopenie bedeutet Abbau von Muskelmasse und Muskelkraft. Dadurch kommt es vermehrt zu Stürzen und Verletzungen. Diese Verletzungen, aber auch die Angst vor erneuten Stürzen kann wieder dazu führen, dass sich Menschen mit Sarkopenie noch weniger bewegen. So entsteht ein Teufelskreis. Wichtig ist, das Problem rechtzeitig zu erkennen und bei Bedarf entsprechende Hilfe in Anspruch zu nehmen. Neben verschiedenen küchentechnischen Tricks zur Energie- und Eiweißanreicherung können auch Trinknahrungen und/oder Eiweißsupplemente gezielt eingesetzt werden.


Ausreichende Flüssigkeit: Als Faustregel gilt eine Mindestmenge von 1,5 Liter/Tag. Gefährdet sind vor allem jene, die wenig Durst empfinden, durch Appetitmangel bereits mit der Nahrung zu wenig Flüssigkeit aufnehmen, eine Schluckstörung haben oder auch durch zu hohe Zuckerwerte viel Flüssigkeit über den Harn verlieren. Eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme hat gravierende Auswirkungen auf den Körper. Erste Symptome sind: trockene Haut und Schleimhäute, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche,   Kopfschmerzen, Schwindel, eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, Verwirrtheit etc. 


Bei anhaltendem Flüssigkeitsmangel trocknet der Körper weiter aus, und es kommt zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden. Um diesen entgegenzuwirken, können Trinkplan, Trinkrituale, spezielle Trinkgefäße (Lieblingstassen), Strohhalme etc. eingesetzt werden. Je weniger jemand isst, desto mehr sollte getrunken werden, es fehlt sonst das in der festen Nahrung enthaltene Wasser!


Eine bedarfsgerechte Ernährung bei geriatrischen Menschen mit unterschiedlichen Anforderungen ist für sie und deren Angehörige oftmals eine große Herausforderung. Eine Verbesserung der Ernährungssituation führt aber zu mehr Wohlbefinden und Lebensqualität.

Kürbiskern-Hirse-Burger

Herbstliche Kürbis-Topfen-Nockerln mit Kernölsauce



Zutaten Nockerln (5 Portionen)

  • 600 g Kürbis

  • 1 Ei

  • 250 g Topfen

  • 125 g VK-Weizenmehl

  • Salz, Pfeffer, Muskat, Ingwer


Zutaten Kernölsauce (5 Portionen)

  • 1 EL VK-Weizenmehl (10 g)

  • 1 EL Butter (10 g)

  • ¼ l Wasser

  • 175 g Frischkäse

  • 50 ml Kernöl

  • Salz, Pfeffer


Zubereitung 

Nockerl: Kürbis halbieren, entkernen, in Scheiben schneiden. Kürbisscheiben auf Backblech verteilen und ca. 45 min bei 180° backen. Kürbisscheiben noch heiß mit Pürierstab pürieren und auskühlen lassen. Kürbispüree mit Topfen, Ei, Mehl und Gewürzen mit einer Gabel zu Nockerlteig verarbeiten, mindestens ½ Stunde rasten lassen. Mit 2 EL Nockerln formen und im siedenden Salzwasser kochen; wenn sie aufschwimmen, sind sie fertig.


Sauce: Butter schmelzen, mit Mehl bestauben und unter ständigem Rühren leicht anschwitzen, mit Wasser aufgießen und einköcheln lassen. Frischkäse einrühren, mit Kürbiskernöl aufmixen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. 


Aufgrund der homogenen Konsistenz ist dieses Rezept gut bei einer Schluckstörung geeignet.


Nährwerte pro Portion (Nockerln): 186 kcal, EW: 13 g, F: 4 g, KH: 22 g, B: 5 g

Nährwerte pro Portion (Sauce): 222 kcal, EW: 4 g, F: 22 g, KH: 2 g


Dr. Schelkshorn

Prim. Dr. Christian Schelkshorn

seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener 
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe

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