Gicht und Diabetes

Aussagen einiger Patienten, wie „Essen, das bei Gicht gut ist, ist bei Diabetes schlecht und umgekehrt“, haben mich dazu angeregt, diesen Artikel zu verfassen. Denn schließlich tritt Gicht selten allein auf, sondern häufig im Rahmen eines metabolischen Syndroms. Fast 26 % aller Gichtpatienten entwickeln einen Typ-2-Diabetes. Umgekehrt kann auch zuerst der Diabetes auftreten. Kommt es auf Grund zu hoher Blutzuckerwerte zu Schäden an den Nieren, können diese nicht mehr ausreichend Harnsäure ausscheiden. Es kommt zum Anstieg der Harnsäure im Blut, und dies wiederum kann zu einer Gichtkrankheit führen, indem die Harnsäure auskristallisiert und sich in der Gelenkhaut ablagert. 

 

Harnsäure entsteht bei der Aufspaltung von Purinen. Purine sind Bestandteile des Zellkerns, sie werden mit der Nahrung aufgenommen, entstehen aber auch durch den Abbau von körpereigenen Zellen. 

 

Auf Grund der Zusammenhänge zwischen Gicht/erhöhten Harnsäurewerten, Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird regelmäßige körperliche Bewegung empfohlen. Bei Übergewicht kann eine langsame Gewichtsreduktion helfen, den Harnsäurespiegel zu senken. Wichtig ist, auf keinen Fall strenge Fastendiäten zu machen, da diese durch den Abbau von körpereigenen Zellen erst recht einen Gichtanfall auslösen.

 

Essempfehlungen bei Gicht und erhöhten Harnsäurewerten:

 

Tierische purinreiche Lebensmittel:

Reduzieren Sie den Verzehr von tierischen purinreichen Lebensmitteln. Vor allem Innereien und Meeresfrüchte enthalten viele Purine. Auf diese soll weitgehend verzichtet werden. Auch die Fleischmahlzeiten sollten auf 1–2 kleine Portionen von ca. 150 g pro Woche reduziert werden. Magere Fleischstücke sind zu bevorzugen, weil fettreiche Kost die Harnsäureausscheidung bremst. Während auf Meerestiere und Krustentiere verzichtet werden soll, wird Fisch ein- bis zweimal pro Woche empfohlen, da dieser wertvolle Omega-3-Fettsäuren liefert. Diese haben eine günstige Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System. Aus ökologischer Sicht wird empfohlen, heimischen Fisch beziehungsweise bei Zuchtfisch Bioqualität zu bevorzugen.

 

Praktische Tipps: 

Bei diversen Speisen, wie Eintöpfen, Krautfleckerln etc., reichen schon sehr kleine Mengen Fleisch, die hier gezielt als „Gewürz“ eingesetzt werden können.

Kochen statt Braten, denn dabei gehen Purine ins Kochwasser über (Wasser nicht mehr verwenden).

 

Käse statt Wurst

Bei Geflügel und Fisch die Haut entfernen, da diese viele Purine enthält.

Eine wesentliche Erkenntnis der letzten Jahre ist die Unterscheidung von tierischen und pflanzlichen Purinen. So dürften Purine aus pflanzlichen Lebensmitteln eine geringere belastende Auswirkung auf den Harnsäurespiegel haben. Im Gegensatz zu älteren Therapieempfehlungen wird der Konsum von Gemüse, auch purinhaltigem Gemüse, empfohlen und sollte forciert werden. Ideal sind 3 Portionen Gemüse pro Tag.

 

Milch und Milchprodukte:

Genießen Sie regelmäßig fettarme Milch und Milchprodukte. Die Milchproteine Kasein und Laktalbumin haben eine harnsäuresenkende Wirkung. 

 

Fruchtzucker:

Fruchtzucker erhöht den Harnsäurespiegel und sollte daher gemieden werden, wobei nichts gegen die Empfehlung von 1–2 Portionen Obst pro Tag spricht. Problematisch ist der Fruchtzucker in Form von Getränken und das Zusetzen von Fruchtzucker in verschiedenen Fertigprodukten, auch in Nichtsüßigkeiten. 

 

Eine andere Bezeichnung von Fruchtzucker ist Fruktose.
Außerdem ist Fruchtzucker Bestandteil von Haushaltszucker, Honig, Ahornsirup, Agavendicksaft und Isoglukose. Isoglukose ist ein Sammelbegriff für Zucker, der aus Mais, Weizen oder Kartoffeln hergestellt wird. Dazu zählen Glukose-Fruktose-Sirupe, Fruktose-Glukose-Sirupe, Korn-Sirup, Maissirup oder HFCS. 

 

Vitamin C:

Auch Vitamin C hilft, den Harnsäurespiegel zu senken. Empfohlen werden 105 mg pro Tag für Männer und 95 mg pro Tag für Frauen. RaucherInnen haben einen erhöhten Vitamin-C-Bedarf. Vitamin C ist hauptsächlich in Gemüse und Obst enthalten. Auch hier gilt: 1–2 Portionen Obst und 3 Portionen Gemüse pro Tag. Vitamin C reagiert sehr empfindlich auf Hitze und Licht, deswegen ausreichend Rohkost im Speiseplan einbauen und Gemüse nur kurz blanchieren, dünsten oder besser dämpfen. 

 

Trinkempfehlungen bei Gicht und erhöhten Harnsäurewerten:

 

Flüssigkeit unterstützt die Ausscheidung der Harnsäure, deswegen ist es wichtig, ausreichend zu trinken, am besten in Form von kalorienarmer Flüssigkeit. Um für Abwechslung im Wasserglas zu sorgen, können verschiedene Kombinationen aus Kräutern, Früchten und Gewürzen eingesetzt werden: Zitronen-Thymian-Wasser, Rosmarin-Orangenschalen-Wasser, Ingwer-Minze-Wasser... – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

 

Alkohol:

Alkohol erhöht dosisabhängig das Risiko eines Gichtanfalls. Alkohol hemmt die Harnsäureausscheidung und erhöht gleichzeitig die Harnsäureherstellung in der Leber. Vor allem Bier und Spirituosen wirken sich besonders ungünstig aus und sollten gemieden werden. Auch alkoholfreies Bier hat einen hohen Puringehalt, Wein stellt dagegen ein etwas geringeres Risiko dar.

 

Fruchtsäfte und Limonaden:

Wie bereits erwähnt, erhöht Fruchtzucker den Harnsäurespiegel. Süße Getränke, egal ob Limonaden oder Fruchtsäfte, sind Fruchtzuckerbomben. Mit dem Konsum einer fruchtzuckerhaltigen Limonade pro Tag erhöht sich das Risiko, einen Gichtanfall zu erleiden, um 74 % verglichen mit einem Konsum von weniger als einer Limonade pro Monat. 

 

Kaffee:

Regelmäßiger Genuss von Kaffee kann helfen, den Harnsäurespiegel zu senken. Verantwortlich dafür ist die Chlorogensäure, sie ist sowohl im koffeinhaltigen als auch im koffeinfreien Kaffee enthalten.

Dr. Schelkshorn

Prim. Dr. Christian Schelkshorn

seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener 
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe

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