Innovationen in der Blutzucker-Selbstkontrolle

In der vergangenen Ausgabe dieser Zeitschrift habe ich versucht, Ihnen betreffend die BZ-Selbstkontrolle einen Überblick zu geben. Aktuell möchte ich Ihnen die Anwendung der uns zur Verfügung stehenden innovativen Messsysteme näherbringen.


Zuerst sollte man sich überlegen, wer von dieser sogenannten kontinuierlichen BZ-Messung in Form eines CGM- oder Flash-Glukose-Gerätes profitiert. Das erstgenannte System zeigt uns, ohne dass wir etwas aktiv tun müssen, kontinuierlich den laufenden BZ an, das zweite erfordert die aktive Handlung des Scannens, das heißt, ich bin gefordert, aktiv das Gerät oder mein Handy über den Sensor zu führen, um dadurch die aktuelle BZ-Situation ablesen zu können.


Natürlich könnten alle Diabetiker diese sehr einfachen Systeme zur Dokumentation ihres BZ-Verlaufes nützen, allerdings würde dies aus finanzieller Sicht unser Gesundheitssystem sehr belasten, sodass aktuell nur die Patienten diese Sensoren von der Gesundheitskasse zur Verfügung bekommen, die eine Basis-Bolus-Insulintherapie entweder in Form einer funktionellen Insulintherapie oder einer Pumpenstrategie (CSII) verordnet haben. Diese 
Patienten können und müssen aktiv ihre Insulindosis anpassen, öfter korrigieren und auch für jede Mahlzeit die Dosis individuell gestalten. Daher ist eine sehr häufige BZ-Kontrolle (in der Regel bis zu 10–14-mal) am Tag erforderlich. In diesen Fällen bringt natürlich eine kontinuierliche Beobachtungsmöglichkeit des BZ-Verlaufes ganz massive Verbesserungen der Lebensqualität.


Gewiss würden sich auch Diabetiker mit einer reinen Tablettentherapie oder mit einer nur einmal täglichen Insulinunterstützung sehr freuen, nur müssen diese nicht so häufig messen, und vor allem können und sollen sie ihre Therapie nicht individuell jeden Tag dem BZ anpassend ändern. In Zukunft werden allerdings, da bin ich mir ganz sicher, solche oder ähnliche „nichtblutigen“ Messsysteme die „blutigen“, kapillaren Fingerstiche ablösen. 


Eines, wenn nicht das wichtigste Argument für die Einbindung eines solch innovativen BZ-Gerätes ist die Möglichkeit der Hypowarnung, die jetzt auch das Flash Glucose System 2 als erweiterte Option ermöglicht und das seit Dezember 2020 unter speziellen Voraussetzungen zu beantragen ist.
Wenn wir jetzt eines dieser Systeme zu nützen beginnen, sollten wir uns von Beginn an die wichtigsten neuen Punkte in unserer BZ-Kontrolle bewusst machen, laufend aktiv beobachten und vor allem auch dokumentieren. 

  • Nützen wir aktiv die kontinuierliche BZ-Messung für jede Mahlzeit, auch für die Bewusstmachung des BZ-Verlaufes nach dem Essen, schließen wir daraus auch mit der Zeit Konsequenzen. Wurde die Dosis für die Mahlzeit richtig gewählt? Soll/muss ich nachjustieren? Benötige ich z. B. bei dieser oder jener Mahlzeit vielleicht das nächste Mal doch mehr Insulin? Fragen, die mit diesen Systemen gut und nachhaltig beantwortet werden können.

  • Dafür ist bei den Flash-Glukose-Systemen natürlich eine Anzahl von zumindest 8 bis 10 Scans/Tag unbedingt erforderlich, ansonsten sehe ich zwar den BZ rückblickend, aber habe versäumt, mich aktiv in den Verlauf einzubringen. Wie bei vielen Dingen ist Übertreibung (ich kenne Diabetiker, die 40 und mehr Scans/Tag durchführen) auch hier nicht zielführend und trägt meist zu einer Verunsicherung der Anwender bei.

  • Zur Überprüfung der Einstellungsqualität war lange Zeit nur der HbA1c und die Frage nach der Frequenz der Unterzuckerungen maßgebend. Heute haben wir dank dieser Messmethoden ein weiteres Kriterium hinzubekommen, die „Zeit im Zielbereich“. Hier ist die Definition in der Regel 70 bis 180 mg, da dieser Zielbereich nicht nur die Werte vor einer Mahlzeit, sondern natürlich auch die erlaubte kurzfristige Auslenkung nach einer Mahlzeit umfassen muss. Dabei ist nun ein Wert von über 70 % unser Ziel. Es sei hier erwähnt, dass Patienten bitte kontrollieren sollten, ob die Einstellung des Zielbereiches am Gerät oder in der App am Handy korrekt vorgenommen wurden. 

  • Dies ist besonders für die zweite Beobachtungsmöglichkeit wichtig, nämlich die „Zeit in der Hypoglykämie“. Hier ist unser Ziel, unter 5 % zu bleiben, und es gilt: Je niedriger dieser Prozentanteil, desto besser ist es. Jede verhinderte Hypoglykämie ist ein Gewinn an Lebensqualität! 

  • Ergänzend ist auch die mittlere Blutglukose ein sehr informativer Parameter, der sich im Schnitt unter 150 bewegen sollte.

Insgesamt sind all diese Punkte der Kontrolle sehr einfach und rasch abzurufen und für vordefinierte Zeitfenster, sei es im Tagesverlauf oder auch im Wochen- und Monatsrhythmus einsehbar.


Gewiss bringen diese einfach zu bedienenden Gerätschaften auch eine sehr gute Unterstützung zur Begleitung eines Schwangerschaftsdiabetes mit all seinen therapeutischen Herausforderungen einer besonders straffen und genauen BZ-Einstellung!


Des Weiteren möchte ich einige für die Alltagsanwendung wichtige Punkte nicht unerwähnt lassen. Bei einigen Gerätemodellen ist es noch immer erforderlich, zur Kontrolle und Kalibrierung des Sensors „blutige“ Messungen durchzuführen. Vor allem sei aber erwähnt, dass bei nicht nachvollziehbaren Sensor-BZ-Werten eine Kontrollmessung in klassischer Form unbedingt angezeigt ist. Bei vielen Geräten kann man dann mit der Eingabe dieses Wertes das Sensorgerät eichen. Bei den Flash-Glukose-Geräten ist dies nicht möglich, trotzdem empfehle ich, immer wieder Kontrollmessungen zu machen und im Fall einer chronisch deutlichen Abweichung der Werte den Sensor zu wechseln.


Ich möchte allerdings an dieser Stelle darauf verweisen, dass in der Regel immer ein Unterschied zwischen der Messung im Gewebe durch den Sensor und der blutigen in Form einer kapillaren Messung gegeben ist. Je stabiler der BZ verläuft, umso geringer ist der Unterschied. Bei starken Schwankungen hinkt der Gewebezucker dem kapillar gemessenen etwas hinterher. Umso wichtiger ist die Berücksichtigung der bei der Sensorglukosemessung miteingebundenen Trendpfeile. Diese helfen uns, die BZ-Entwicklung der unmittelbar nächsten Zukunft zu beurteilen und dementsprechend unser Verhalten hinsichtlich Insulin- und Kohlenhydratmanagement zu beeinflussen. Besonders bei körperlicher Aktivität im Beruf oder auch bei sportlichen Aktivitäten in der Freizeit kann solch ein begleitender Sensor mit BZ-Trendpfeilen das Leben sehr vereinfachen und v. a. auch im Bereich Hypoglykämievorbeugung wertvolle Dienste leisten!


Abschließend sei darauf hingewiesen, dass wir mit den Sensoren ein Werkzeug in die Hand bekommen haben, das unglaublich viele Informationen liefert und, wenn man es mit Informationen füttert (KH-Menge, Insulindosen und Beschreibungen der Alltagsumstände), auch viele Daten speichern kann. Dies verunsichert Diabetiker immer wieder, da wir dadurch zum Beispiel viele Schwankungen sehen, die uns zuvor meist verborgen geblieben waren. Umso wichtiger ist es, unser Hauptaugenmerk auf die wichtigen strukturierten Punkte zu legen (Punkt 1 bis 5). So können uns diese wunderbaren, helfenden Begleiter gut in unsere diabetische Zukunft führen.

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