Diabetes läuft!

In Zeiten zunehmend sitzender Tätigkeiten und Beschäftigungen bereits im Kindesalter, ist es unumgänglich, sich die Wichtigkeit der regelmäßigen körperlichen Aktivität vor Augen zu führen. Insbesondere bei Diabetes mellitus ist konsequente körperliche Aktivität ein elementarer Bestandteil der Therapie. Bewegung zu machen, ist leicht gesagt, jedoch stellt uns das „Wie“ bei Menschen mit Diabetes oft schon vor Herausforderungen, da Studiendaten zu richtigem Training, zur Anpassung der Insulindosierung vor und während der Bewegung, eher rar sind und daher auch klare Empfehlungen in der täglichen Praxis nicht immer leicht abzugeben sind. 


Wie schon in den letzten Jahren hat die Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie des Universitätsklinikums in Graz versucht, ein Zeichen zu setzen, indem eine Gruppe von 25 Personen am Graz-Marathon am 13. 10. 2019 teilgenommen hat. Darunter waren 15 Personen mit Typ-1-Diabetes mellitus und 9 Personen aus dem Diabetesteam der Abteilung. Ziel war es einerseits, Daten zum besseren Verständnis der Therapie und des Zuckerverlaufs vor, während und nach der Bewegung zu gewinnen, andererseits Awareness zu schaffen, dass Diabetes selbst kein Hindernis ist, selbst an einem herausfordernden Event wie dem Marathon, teilzunehmen.


„Es ist uns wichtig, ein Zeichen zu setzen, dass auch belastende Sportereignisse für Menschen mit Diabetes mellitus machbar und möglich sind“, sagt Christina Unteregger, die zusammen mit Harald Sourij dieses Diabeteslaufevent in Graz organisierte. 


Bei herrlichem Wetter aber recht kühlen Temperaturen waren alle 25 TeilnehmerInnen mit einem Glukosesensor und EKG-Messgerät ausgestattet und wurden vor Ort von einem Team aus Ärztinnen und Ärzten, SportwissenschafterInnen und DiabetesberaterInnen nicht nur betreut, sondern auch lautstark angefeuert. Entlang der Laufstrecke waren zusätzlich zu den Labestationen, die von der Marathonorganisation zur Verfügung gestellt wurden, weitere Stationen mit der Möglichkeit zum blutigen Blutzuckermessen, zur Versorgung mit schnell wirkenden Kohlenhydraten oder auch nur zur mentalen Unterstützung positioniert. 


„Die Betreuung war wie in den letzten Jahren hervorragend, und es hat neuerlich unheimlich viel Spaß gemacht, an dem Ereignis teilzunehmen“, berichtet Markus Sauer, ein langjähriger Teilnehmer mit Typ-1-Diabetes. Beeindruckend war, dass er heuer, 2019, einen Marathon in jedem der 9 österreichischen Bundesländer bestritt. „Hätte mir jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass ich das mache, hätte ich es nicht geglaubt. Erst Diabetes hat mich dazu gebracht, solche Leistungen abzurufen. Ich bin megastolz auf das Projekt und wirklich happy, es geschafft zu haben“, ergänzt Markus Sauer, der sich nun als nächstes Ziel den Ironman gesetzt hat...


Die gewonnenen Daten vom Graz-Marathon sollen helfen, Blutzuckerverläufe und Insulindosierungen vor dem Laufevent über verschiedene Distanzen besser zu verstehen, damit den LäuferInnen auch gezieltere Empfehlungen gegeben werden können.


Im Rahmen von weiteren klinischen Studien an der Medizinischen Universität Graz werden aktuell gerade verschiedene Insuline in verschiedenen Dosierungen während sportlicher Aktivität untersucht. „Bewegung ist ein elementarer Bestandteil der Diabetestherapie, allerdings wird der professionellen Beratung hinsichtlich Training und dem Umgang mit Insulintherapie bisher zu wenig Beachtung geschenkt“, ergänzt Othmar Moser, der gemeinsam mit Max Eckstein und dem ärztlichen Team in Graz seit einem Jahr eine Sportambulanz betreut, die eine derartige Betreuung anbietet. 


„Ich bin stolz darauf, was wir in den letzten Jahren im Bereich Bewegung sowohl aus wissenschaftlicher Sicht als auch in der Betreuung von betroffenen Menschen in Graz erreichen konnten“, sagt Harald Sourij, Leiter der Ambulanz für Diabetes, Lipid- und Stoffwechselkrankheiten. Und eines ist sicher – das Diabeteslaufteam wird auch beim nächsten Graz-Marathon wieder dabei sein!

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