Viele Studien zeigen, dass Diabetiker ein erhöhtes Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen haben. Kommt bei schlecht eingestellten Diabetikern noch ein erhöhter Blutdruck dazu, können die kleinen Gefäße der Niere geschädigt werden. Dabei verliert die Niere ihre Filterwirkung und schädliche Giftstoffe sammeln sich im Blut an. Diese zuckerbedingte Folgeerkrankung bezeichnet man als diabetische Nephropathie. Folgender Artikel soll Diabetikern helfen, mit einer entsprechenden Lebensstiländerung die Niere zu schützen und den Blutdruck auf < 130/80 mmHg zu senken. Liegt bereits eine Nierenschädigung vor, ist eine individuelle Ernährungsberatung durch einen Diätologen/eine Diätologin indiziert, um den noch niedrigeren Zielblutdruck von < 120/75 mmHg zu erreichen und durch eine Eiweißreduktion ein Fortschreiten der Nierenschädigung zu verhindern.
An erster Stelle sollte versucht werden, das Körpergewicht zu normalisieren. Dies gelingt, wenn fettarme tierische Lebensmittel ausgewählt werden und pflanzliches Koch- und Streichfett sehr sparsam verwendet wird. Alkoholische Getränke sind einerseits sehr kalorienreich, andererseits wirken sie appetitanregend, sodass ein Verzicht bzw. ein maßvoller Umgang empfohlen wird. Auf eine ausreichende Trinkmenge von ca. 1,5 bis 2 Liter pro Tag in Form von zuckerfreien Getränken (Wasser, Mineralwasser mit < 20 mg Natrium pro Liter, ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees..) soll geachtet werden, denn erhöhte Blutzuckerwerte können über die Niere ausgeschieden werden.
Eine regelmäßige körperliche Bewegung nach dem Motto „Gönnen Sie sich täglich 30 Minuten Auslauf“ unterstützt die Gewichtsabnahme positiv. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Ein Nikotinstopp führt zu einer verbesserten Wirkung von blutdrucksenkenden Tabletten, schützt die Blutgefäße und schont die Geldbörse.
Weiters ist bekannt, dass eine Ernährungsweise mit viel tierischem Eiweiß in Form von Fleisch und Wurst auf die Dauer für die Niere eine starke Belastung darstellt. Als Alternative zu Fleisch können bunte Gemüse- oder Getreidegerichte mit herzhaften Salaten auf den Speiseplan kommen und die Wurst lässt sich gut durch herrliche Topfenaufstriche mit Paprika, Kräuter oder Kren austauschen.
Zum Schluss nehmen wir noch das Salz etwas genauer unter die Lupe. Der Durchschnittsösterreicher nimmt ca. die doppelte Menge Kochsalz mit der Nahrung auf, als eine gesunde Ernährung empfiehlt. Eine Kochsalzeinsparung bringt jedem Diabetiker (ob salzsensitiv oder nicht) den Vorteil einer verbesserten Wirkung seiner blutdrucksenkenden medikamentösen Therapie. Eine Möglichkeit, die Kochsalzmenge zu reduzieren, ist selbstgekochte und mit Fantasie gewürzte Speisen salzreichen Fertigprodukten vorzuziehen. Anstelle von Salz kann man mit Kräutern, Knoblauch, Zwiebel und Zitronensaft einen guten Geschmack erzielen. Der automatische Griff zum Salzstreuer sollte durch eine Pfeffermühle oder salzlose Gewürzmischungen ersetzt werden. Frische Kräuter können das ganze Jahr über problemlos am Fensterbrett gezogen werden. Trocken geröstete Gewürze entwickeln in den selbstgekochten Speisen ein hervorragendes Aroma. Eine Salzeinsparung ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, weil das Geschmacksempfinden ca. drei Wochen braucht, um sich anzupassen. Man wird danach jedoch durch einen völlig neuen Eigengeschmack der Speisen belohnt.
Neben diesen praktischen Tipps sollte der regelmäßige Kontrollbesuch beim Internisten nicht verabsäumt werden. Er wird gemeinsam mit dem Patienten die Blutzucker-, Blutdruck- und Blutfettwerte optimieren, damit keine Nierenschädigung auftritt und Menschen mit Diabetes ein hohes Lebensalter mit guter Lebensqualität erreichen können.
Regina Gattinger
Diätologin im Universitätsklinikum St. Pölten

Prim. Dr. Christian Schelkshorn
seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe