Essen ohne Reue – Genießen bei Diabetes

Jeder Mensch altert anders. Neben dem pflegebedürftigen 70-Jährigen gibt es den aktiven 85-Jährigen. So gilt es zwischen dem kalendarischen und dem biologischen Alter zu unterscheiden. 


Generell gelten für Personen mit Diabetes mellitus die gleichen Ernährungsempfehlungen wie für Personen ohne Diabetes. Es gibt keine Verbote, aber das richtige Maß zählt! Die Dosis macht sozusagen das Gift. Ziel der Ernährungstherapie ist es, Wohlbefinden, Genuss und Lebensqualität zu erreichen, und je nach Therapie sollte natürlich darauf geachtet werden, den Blutzucker regelmäßig zu kontrollieren und die medikamentöse Therapie gegebenenfalls anzupassen. Typ-1-DiabetikerInnen müssen bei Mahlzeiten Insulin injizieren, und bei Typ-2-DiabetikerInnen ist die Insulinproduktion oft zwar ausreichend, jedoch verzögert und/oder in der Wirkung eingeschränkt. Hier stellt die Hauptursache für die schlechte Insulinwirkung oft das Übergewicht dar, denn aufgrund von zu viel Bauchfett und zu wenig Bewegung kann das Insulin nicht richtig wirken und den Blutzucker nicht senken. Daher steht bei der Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 an erster Stelle die Gewichtsreduktion durch Modifikation des Lebensstils mit Einschränkung der Kalorien- und Fettzufuhr und ausreichender Bewegung. Wenn dies nicht ausreicht, um den Blutzucker zu normalisieren, muss die Therapie durch Medikamente oder Insulin erweitert werden. 


Wie viel Zucker ist ohne Reue erlaubt?


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für einen durchschnittlichen Erwachsenen den zugesetzten freien Zucker auf maximal 25–50 Gramm (5–10 Teelöffel) über den Tag verteilt zu beschränken und diesen nur „verpackt“ in Speisen und nicht in Getränken zu konsumieren. Unter „freiem Zucker“ werden hier alle Zuckerarten verstanden, die Speisen und Getränken beigefügt werden, aber auch jener Zucker, der natürlich in Honig, Sirup, Fruchtsaftkonzentraten und Fruchtsäften vorkommt. Die WHO-Richtlinie bezieht sich nicht auf den natürlichen, in frischem Obst oder in Milch vorkommenden Zucker. Der freie Zucker kann durch Alternativen ersetzt werden, generell empfiehlt es sich aber, wenig zu süßen, um das Verlangen nach stark gesüßten Speisen auf Dauer zu reduzieren. Beim Backen kann zum Beispiel bis zu einem Drittel weniger Zucker verwendet werden, als im Rezept angegeben ist.

Zuckeralternativen?


Honig und andere natürliche Süßungsmittel wie brauner Zucker, Agavensirup und Ahornsirup sind kein Ersatz, da sie die gleiche Wirkung auf den Blutzucker haben wie Haushaltszucker. Zum Süßen von Speisen und Getränken eignen sich als Alternative zum freien Zucker künstliche Süßstoffe wie zum Beispiel Aspartam (E 951) oder Saccharin (E 954) oder Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit (E 420), Isomalt (E 953), Maltit (E 965), Xylit (= Birkenzucker, E 967) oder Erythrit (E 968). Künstliche Süßstoffe haben eine sehr viel höhere Süßkraft als  Zucker, Zuckeraustauschstoffe hingegen eine ähnliche Süßkraft. Sie sind aber alle kalorienfrei oder -arm, und es ist meist kein Blutzuckeranstieg zu erwarten. Dennoch ist es sinnvoll, die individuelle Wirksamkeit zu beobachten, da alternative Süßungsmittel in größeren Mengen (> 20 g pro Tag) abführend wirken können. Erythrit hat erfahrungsgemäß die beste Verträglichkeit. Bei abgepackten Lebensmitteln steht „mit Süßungsmittel(n)“ sowie der Name oder die E-Nummer.


Mit dem Online-Tool der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) „Lebensmittel unter der Lupe“ (www.lebensmittellupe.at) können Zucker-, Salz-, Fett- und Energiegehalte von Lebensmitteln ganz einfach verglichen werden. 


Fettbewusste Ernährung


Der Fettbedarf liegt beim durchschnittlichen Erwachsenen, egal ob mit oder ohne Diabetes, zwischen 60 und 70 g pro Tag. Eine fettbewusste Ernährung ist vor allem bei Übergewicht und aufgrund des erhöhten Herz-Kreislauf-Risikos bei DiabetikerInnen empfohlen. Wichtig ist es, auf versteckte Fette zum Beispiel in Mehlspeisen, Wurstwaren oder Fertigprodukten zu achten. Das Portionieren mit einem Löffel hilft bei der Reduktion der Fettmenge (1 Esslöffel zum Braten und 1 Esslöffel für den Salat). 


Wie viel Alkohol ist erlaubt?


Die Empfehlung der Alkoholzufuhr unterscheidet sich nicht zu den Empfehlungen stoffwechselgesunder Personen. Frauen sollten pro Tag maximal 10 Gramm Alkohol (z. B. 125 ml Wein oder 250 ml Bier) und Männer maximal 20 g Alkohol (z. B. 250 ml Wein oder 500 ml Bier) trinken. Zu bedenken ist jedoch, dass alkoholische Getränke einen hohen Kaloriengehalt aufweisen, Alkohol appetitanregend wirkt, den Fettabbau hemmt und bei der Entstehung von Übergewicht eine große Rolle spielt. Vor allem bei Insulin- oder Sulfonylharnstofftherapie sollten alkoholische Getränke aufgrund der Hypoglykämiegefahr nur in Verbindung mit Kohlenhydraten (z. B. Brot) konsumiert werden. Zur Sicherheit empfiehlt es sich, den Konsum von Alkohol zuerst mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt zu besprechen.

bananenpancake

Bananen-Pancakes



Zutaten (1 Portion)

  • 1 Banane

  • 2 Eier

Zubereitung 

Banane mit Eiern pürieren und in einer beschichteten, erhitzten Pfanne kleine Pancakes (ca. 2–3 Esslöffel Teig pro Pancake) herausbacken. Mit Obst servieren. Gutes Gelingen!

Dr. Schelkshorn

Prim. Dr. Christian Schelkshorn

seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener 
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe

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