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Isotone Getränke bei Diabetes: Sinnvoll oder nicht?

Vor allem im Zusammenhang mit Sport kommt häufig das Thema „isotone Getränke“ auf. Doch was bedeutet „isoton“ eigentlich? Sind sogenannte „Sportlergetränke“ überhaupt sinnvoll und notwendig? Wann können sie noch getrunken werden? Und wie ist das als DiabetikerIn, worauf muss hier geachtet werden?


Was bedeutet eigentlich „isoton”? 


Getränke werden anhand ihrer Osmolarität in hypo-, iso- und hyperton bzw. -osmolar eingeteilt. Osmolarität bedeutet nichts anderes als Teilchenkonzentration, also die Anzahl der osmotisch wirksamen Teilchen in einer bestimmten Menge Flüssigkeit. 


Getränke mit einer höheren Teilchenkonzentration als in unserem Blut werden hyperton (hyper, altgriech.: über, oberhalb) genannt. Hier muss vom Blut Flüssigkeit in den Magen-Darm-Trakt gezogen werden, um die Getränke zu verdünnen und somit die gleiche Konzentration wie im Blut zu schaffen, bevor sie in den Blutkreislauf aufgenommen werden können.


Hypotone Getränke (hypo, altgriech.: unter) haben eine geringere Teilchenkonzentration als unser Blut. Bei isotonen Getränken (iso, altgriech.: gleich) ist die Teilchenkonzentration gleich wie in unserem Blut. Da bei hypo- und isotonen Getränken weniger Teilchen als in unserem Blut vorhanden sind, funktioniert die Flüssigkeitsaufnahme in unseren Körperkreislauf sehr rasch, da der Körper das Getränk im Magen-Darm-Trakt nicht mehr verdünnen muss. Daher sind hypo- und isotonische Getränke sehr gut geeignet, wenn der Körper schnell viel Flüssigkeit braucht. 


Wann ist der Einsatz isotoner Getränke sinnvoll?


Das Trinken hypotoner Getränke ist vor allem in Zeiten hohen Flüssigkeitsverlusts notwendig, da unser Körper seine Flüssigkeitsreserven so rasch wie möglich wieder auffüllen möchte und auch sollte (z. B. bei Hitze). 


Isotonische Getränke sind bei hohem Flüssigkeits- und Energieverlust sinnvoll – zum Beispiel bei großer sportlicher Belastung oder Durchfallerkrankungen. In beiden Fällen verliert der Körper viel Flüssigkeit bzw. benötigt Energie; entweder durch das starke Schwitzen oder durch die vermehrte Flüssigkeit, die über den Stuhl verloren geht. Doch nicht nur Flüssigkeit geht verloren, auch Elektrolyte (auch diese elektrisch geladenen Teilchen tragen zur Teilchenkonzentration in Blut und Getränken bei). Aus diesem Grund enthalten isotonische Getränke auch etwas Natrium (Kochsalz). 


Füllt man diese Reserven nicht rechtzeitig auf, so kann es zur sogenannten Dehydration (Austrocknung) kommen. Das bedeutet aber nicht, dass man sofort auf isotone Getränke zurückgreifen muss. Bei Sport reicht es, in der ersten Stunde der Belastung lediglich Wasser zu trinken (gilt vor allem, wenn Sie kein Mahlzeiteninsulin spritzen müssen – für Sport-BE siehe auch unten). Das kann Leitungswasser oder stilles Mineralwasser sein. Erst ab einer Belastung von über einer Stunde und bei starkem Schwitzen können isotonische Getränke angedacht werden. Diese enthalten jedoch auch Energie in Form von Kohlenhydraten – das heißt: Vorsicht bei Übergewicht!
Wenn Sie unter Durchfall (wässrigem Stuhl) leiden, gehen Ihrem Körper Flüssigkeit, Energie und Elektrolyte verloren. Statt der noch immer häufigen Empfehlung von Cola und Soletti ist es sinnvoller, in diesen Fällen auf isotone Getränke zurückzugreifen. Colagetränke sind stark hyperton und müssen im Darm erst „verdünnt“ werden, um aufgenommen werden zu können. Sie können daher Durchfall noch verstärken.


Kohlenhydrate sind nicht gleich Kohlenhydrate


Bei längeren sportlichen Belastungen ist es sinnvoll, verschiedene Arten von Kohlenhydraten im isotonischen Getränk einzusetzen. Unterschiedliche Zuckerarten werden unterschiedlich schnell bzw. mit verschiedenen Transportmechanismen vom Darm ins Blut aufgenommen. Somit wird eine Mischung aus Glukose (Traubenzucker), Saccharose (Haushaltszucker), Maltodextrin (aus Stärke hergestelltes Polysaccharid) und kleinen Mengen Fruktose (Fruchtzucker) empfohlen. Eine Kombination der genannten Kohlenhydrate begünstigt die Aufnahme und versorgt den Körper optimal mit Energie vor und während der Belastung. In einem gut geeigneten isotonen Getränk sollten 45–80 g Kohlenhydrate je Liter enthalten sein.


Kann/soll ich als DiabetikerIn isotonische Getränke trinken?


Da mit isotonischen Getränken Zucker zugeführt wird, ist diese Frage berechtigt. Jedoch kann man auch als Diabetiker bei Bedarf (also bei großer sportlicher Anstrengung, die mehr als eine Stunde dauert) zu solchen Getränken greifen. Sie eignen sich vor allem gut als sogenannte „Sport-BE“ (falls Sie BE berechnen müssen). Die Menge der benötigten Sport-BE ist abhängig von der Sportart, der Trainingsintensität und vom Trainingszustand. Möchten Sie als nichtinsulinpflichtiger Diabetiker Übergewicht durch Sport reduzieren, so sind isotonische Getränke nicht notwendig – Wasser ist hier ausreichend. Bei Durchfallerkrankungen können isotonische Getränke eingesetzt werden.


Fazit


Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass isotonische Getränke ihre Berechtigung haben, jedoch sollte man über ihren richtigen Einsatz Bescheid wissen. 


Folgende Tabelle zeigt Beispiele für hypo-, iso- u. hypertone Getränke:


Hypotone Getränke
• Trink- oder Mineralwasser
• Ungezuckerter Tee
• Verdünnte Suppe


Isotone Getränke
• Gespritzter Fruchtsaft (1 : 1)
• Trinkfertige isotonische Sportgetränke
• Selbst hergestellte isotonische Getränke (siehe Rezepte)


Hypertone Getränke
• Limonaden
• Fruchtsäfte 
• Energy Drinks


Hier zwei Rezepte für isotonische bzw. leicht hypotone Getränke zum Selbermachen (ergibt jeweils 1 Liter):


• 80 ml Multivitaminsirup
• 1,2 g Kochsalz
• 920 ml stilles Mineralwasser

Summe: 59 g Kohlenhydrate bzw. ~ 5 BE


• 1000 ml Früchtetee
• 40 g Honig
• 40 g Maltodextrin
• 1,2 g Kochsalz

Summe: 73 g Kohlenhydrate bzw. 6 BE

Dr. Schelkshorn

Prim. Dr. Christian Schelkshorn

seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener 
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe

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