Hormone (hormãn, altgriech.: antreiben, etwas an- oder erregen) sind Botenstoffe oder Signalstoffe, die von den endokrinen Drüsen in die Blutbahn abgegeben werden. Die Hormone entwickeln ihre spezifische Wirkung an bestimmten Endorganzellen, indem sie dort an sogenannten Hormonrezeptoren andocken. Allen Diabetikern aus der Diabetesschulung als Schlüssel-Schloss-Prinzip des Insulins bekannt. Die Hormonwissenschaft nennt sich Endokrinologie.
Hormone können ihre Wirkung sehr schnell entwickeln, aber meistens dauert es mehrere Minuten oder auch länger. Der Hormonhaushalt ist ein sehr empfindliches Regulationssystem, und man kann Auswirkungen an den Endorganen sowohl bei einer Über- als auch Unterproduktion der einzelnen Hormone feststellen. Die Messung der Hormonspiegel gehört daher zur Labordiagnostik und ist ein wichtiger Indikator im Krankheitsverlauf und zur Dokumentation des Therapieerfolges.
In welchen Organen werden Hormone gebildet?
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im Gehirn in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), Zirbeldrüse
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in der Schilddrüse, Nebenniere, Bauchspeicheldrüse
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in den Eierstöcken und Hoden
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auch in der Leber, im Magen-Darm-Trakt, Niere und Haut (Vitamin D3)
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Nervenzellen können sogenannte Neurohormone und Neuropeptide bilden.
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Schäden an den hormonproduzierenden Organen oder Endorganen, Medikamente, Bestrahlung, Umweltgifte ... können den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen.
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Es gibt Tumore, z. B. Lungenkrebs, die eigenständig Hormone produzieren.
Antiinsulinäre Hormone
Nach dieser Einteilung und Definition möchte ich über die Bedeutung der „antiinsulinären Hormone“ sprechen. Dabei handelt es sich um Hormone, die entgegen der blutzuckersenkenden Wirkung des Insulins, den Blutzucker anheben.
Das sind das allen bekannte Glukagon (es wird in der Bauchspeicheldrüse in den Alpha-Zellen produziert), der direkte Gegenspieler des Insulins. Dann die Nebennierenhormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol, die typischen Stresshormone, sowie das Wachstumshormon Somatropin aus der Hypophyse. Durch die rasche Anhebung des Blutzuckerspiegels verteidigen uns diese Hormone bei Unterzuckerung (Hypoglykämie), da die Glykogenreserven beschränkt sind (Gegenregulation, Somogyi-Effekt nach nächtlicher Unterzuckerung).
Unter einer Stresssituation wie Krankheit, Trauma (Verletzung), intensiver körperlicher Belastung oder psychischer Überforderung ist die Freisetzung dieser Hormone durchaus sinnvoll, da es zur notwendigen Bereitstellung von Glukose zur Energiegewinnung und Glukoseverfügbarkeit führt.
Bei einem Nichtdiabetiker kommt es zu einer vorübergehenden Art von Insulinresistenz, wie beim Typ-2-Diabetes. Beim Typ-1-Diabetiker kann es zum plötzlichen, häufig unklaren Blutzuckeranstieg führen und dann zum erhöhten Insulinbedarf. Diabetiker mit CGM oder CSI haben da die Möglichkeit, akkurat mit der Erhöhung der Basalrate und Bolusgabe gegenzusteuern.
Auch das besonders im Kindes- und Jugendalter die Blutzuckereinstellung erschwerende Dawn-Phänomen ist mit der Ausschüttung dieser gegenregulatorischen Hormone zu erklären, wobei hier im Speziellen das Wachstumshormon eine Rolle spielt.
Diabetes und Schilddrüse
Schon beim Nichtdiabetiker führen Schidrüsenfunktionsstörungen zur Zuckerstoffwechselentgleisungen. Daher ist die regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenhormonwerte von eminenter Bedeutung. Die Empfehlung ist mindestens einmal pro Jahr. Es genügt nicht nur die Bestimmung des sogenannten TSH-Wertes (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), sondern es sollten auch die Vorstufen des Schilddrüsenhormons (T3, T4) und die Schilddrüsenautoantikörper ermittelt werden. Es ist zu bedenken, dass bei schlechter Stoffwechseleinstellung die Schilddrüsenwerte reagieren können, aber genauso eine beginnende Schilddrüsenerkrankung die Blutzuckerwerte erheblich schwanken lässt.
Die Hyperthyreose (Überfunktion) – wenn unbehandelt – hat ungünstige Auswirkungen auf die Herzfunktion und macht sich durch Herzrasen, Rhythmusstörungen und Herzflimmern bemerkbar. Die dabei entstehende Insulinresistenz führt häufig zu drastisch hohen Insulindosen. Die häufigste Form der Hypothyreose (Unterfunktion), auch als Hashimoto Autoimmunthyreoiditis bekannt, tritt speziell bei Menschen mit DM1 auf. Die Prävalenz ist 3–5-mal häufiger als bei Nichtdiabetikern. Frauen sind ab dem 50. Lebensjahr 5–10-mal häufiger als Männer davon betroffen. Bei Kindern mit DM1 liegt die Prävalenz bei 15,5 %, Mädchen 12 % und Knaben 3,5 %. Zum Glück lässt sich die Unterfunktion in der Regel durch eine entsprechende medikamentöse Substitutionstherapie gut behandeln, und dann normalisieren sich auch wieder die Blutzuckerwerte und der Insulinbedarf geht zurück.
Prävention bedeutet also regelmäßiges Screening und auch bei plötzlich auftretenden unklaren Blutzuckerschwankungen an die Schilddrüse zu denken.
Gerade in der Pubertät, aber auch im späteren Lebensalter, spielen die Hormone „verrückt“, aber davon möchte ich in der nächsten Folge berichten.