Vegetarismus und Diabetes

Der Fleischkonsum in Österreich lag 2020 laut Statistik Austria bei durchschnittlich 60,5 kg Fleisch pro Kopf. Trotz eines fallenden Trends wird in Österreich somit weit mehr als doppelt so viel Fleisch konsumiert wie empfohlen. Laut der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung sollten wöchentlich maximal 450 g Fleisch bzw. Fleischwaren und somit nicht mehr als 23,9 kg pro Jahr verzehrt werden. 


Neben der individuellen genetischen Disposition für Diabetes mellitus Typ 2 sind Adipositas und Übergewicht sowie eine hochkalorische, ballaststoffarme Ernährung wesentliche Faktoren für ein erhöhtes Risiko. Bereits 5–10 % Verlust des aktuellen Körpergewichts helfen dabei, den Blutzuckerspiegel deutlich zu verbessern. 


Vegetarische Ernährungsformen führen in der Regel aufgrund des verminderten Verzehrs von kalorienreichen Lebensmitteln zur Gewichtsreduktion und damit zu einem verringerten Diabetesrisiko. Auch die damit einhergehende erhöhte Zufuhr von Vollkornprodukten (v. a. aus Getreide), einigen Obst- und Gemüsearten, Nüssen sowie Milchprodukten wirkt sich positiv aus.


Zusätzlich führt eine pflanzenbasierte Ernährung (reich an Antioxidanzien und Ballaststoffen) über mehrere Mechanismen zu einer verminderten Insulinresistenz und einem verbesserten Blutzuckerspiegel. Hingegen ist der Verzehr von verarbeitetem Fleisch und rotem Fleisch mit einem erhöhten Risiko für Diabetes Typ 2 assoziiert. Mögliche Zusammenhänge können u. a. durch die gesteigerte Zufuhr an gesättigten Fetten, Hämeisen und entzündungsfördernden Substanzen erklärt werden. Das starke Erhitzen von Fleisch und die daraus entstehenden chemischen Verbindungen können die Insulinresistenz begünstigen.

Mittlerweile gibt es mehrere große Studien, die zeigen konnten, dass eine vegetarische Ernährungsweise das Risiko für ernährungsassoziierte Erkrankungen wie z. B. Diabetes mellitus Typ 2 minimieren kann. Es gibt viele unterschiedliche vegetarische Ernährungsformen, die sich vor allem in der Lebensmittelauswahl unterscheiden. Allen vegetarischen Kostformen liegt zugrunde, dass auf Nahrungsmittel, die von getöteten Tieren (Fleisch, Fisch und Meerestiere sowie Erzeugnisse dieser, wie zum Beispiel Wurst und Gelatine) stammen, verzichtet wird und hauptsächlich oder ausschließlich pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Getreide, Obst, Gemüse, Nüsse und Samen konsumiert werden. Je nachdem, welche Lebensmittel verzehrt werden, unterscheidet man zwischen Ovo-Lakto-, Lakto- und Ovo-Vegetarismus sowie Veganismus. Im Vergleich zu Ovo-Lakto-Vegetarier*innen, die neben pflanzlichen Lebensmitteln auch Milch- und Milchprodukte sowie Eier verzehren, verzichten Lakto-Vegetarier*innen zusätzlich auf Letzteres. Bei Ovo-Vegetarier*innen ist es genau umgekehrt: Sie konsumieren neben pflanzlichen Lebensmitteln ausschließlich Eier, vermeiden aber Milch- und Milchprodukte. 


Die vegetarische Ernährungsform, die ausschließlich aus einer pflanzlichen Kost besteht, wird als Veganismus bezeichnet. Veganer*innen verzichten gänzlich auf den Verzehr von getöteten Tieren und daraus hergestellten Produkten, einschließlich Honig. Zusätzlich werden von Tieren stammende Utensilien wie Wolle, Leder, Seide oder aus Molke hergestellte Reinigungsmittel gemieden. Eine Unterform des Veganismus ist der Rohkost-Veganismus, der auf jede Form der thermischen Verarbeitung verzichtet. Ethische, ökologische, soziale, ökonomische und politische Aspekte werden neben den gesundheitlichen beim Vegetarismus oftmals miteinbezogen.


Personen, die einen pflanzlichen Lebensstil verfolgen, jedoch vorzugsweise stark verarbeitete Lebensmittel mit hohem Kalorien-, aber niedrigem Nährstoffgehalt verzehren, werden als Pudding-Vegetarier*innen/-Veganer*innen bezeichnet. Flexitarier*innen gelten per se nicht als Vegetarier*innen, da sie zwar seltener Fisch und Fleisch verzehren, aber nicht vollkommen darauf verzichten. Eine weitere Gruppe sind die Pesco-Vegetarier*innen, welche zwar kein Fleisch, dafür aber Fisch verzehren und somit definitionsgemäß ebenfalls nicht zur Gruppe der Vegetarier*innen zählen. Frutarier*innen essen ausschließlich Obst und Gemüse, bei welchem die Pflanze bei der Ernte nicht beschädigt wird. Aufgrund der sehr geringen Lebensmittelauswahl und dem damit einhergehenden erhöhten Risiko für eine Mangelernährung werden die Ernährungsformen Pudding-Vegetarismus/-Veganismus, Rohkost-Veganismus und Frutarismus jedoch nicht empfohlen. 


Zusammenfassend wirkt sich eine pflanzenbasierte Ernährung reich an Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Obst und Gemüse sowie Nüssen sowie auch eine Reduzierung oder gar der Verzicht auf tierische Produkte und stark verarbeitete Lebensmittel vorteilhaft auf das Risiko und die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 aus.

kidneybohnen mit naturreis

Kidneybohneneintopf mit Naturreis



Zutaten (3 Portionen)

  • 2 Tomaten aus der Dose,

  • 2–3 Zwiebeln

  • 3 Knoblauchzehen

  • 1 EL Öl

  • 2 Dosen Kidneybohnen

  • 1 TL Kumin

  • 2 EL Erdnussbutter (ungezuckert)

  • Salz, Pfeffer, Petersilie

  • Naturreis: 180 g roh


Zubereitung 

Reis nach Packungsangabe kochen (ca. 45 Minuten). Zwiebeln und Knoblauch schälen und klein schneiden. Zwiebel- und Knoblauchstückchen mit dem Öl in einer Pfanne anbraten. Tomaten, Bohnen und Gewürze (Kumin, Salz, Pfeffer) hinzufügen und auf kleiner Stufe köcheln lassen. Zum Schluss die Erdnussbutter unterrühren und mit den Gewürzen abschmecken. Kidneybohneneintopf mit Naturreis anrichten und mit frischer Petersilie bestreuen. 


Nährwerte pro Portion: 470 kcal, 21 g Eiweiß, 65 g Kohlenhydrate, 11 g Fett

Dr. Schelkshorn

Prim. Dr. Christian Schelkshorn

seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener 
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe

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