Hilfe, mein Kind macht nichts mehr!

Da der Begriff „Widerstand“ in unserem Sprachgebrauch oft einseitig gefärbt ist, dürfte es hilfreich sein, anstelle von „Widerstand“ von „Dissonanz“ in einer Beziehung zu sprechen. Hinweise auf sich anbahnende oder bereits eingetretene Dissonanzen sind beispielsweise Einleitungen wie „ja, aber …“, Rechtfertigungen und Begründungen für das bisherige Verhalten, Bestreiten, Abwerten, Unterbrechen, Bagatellisieren, Zögern, Unaufmerksamkeit und Schweigen. 


Leider passiert es uns allen nur allzu häufig, dass wir im Gespräch selbst zu Dissonanz einladen, indem wir in folgende sehr häufige Fallen tappen:


  1. ins Frage-Antwort-Schema verfallen („Verhören“)

  2. für eine bestimmte Veränderung argumentieren (Partei ergreifen)

  3. die Expertenrolle einnehmen

  4. kritisieren, beschämen, Schuld zuweisen

  5. etikettieren

  6. in Eile sein (zu schnell auf etwas konzentrieren)

  7. Vorrang für die eigene Ansicht beanspruchen (der Besserwisser sein)


Gespräche mit diesen Vorzeichen erzeugen fast zwangsläufig „Widerstand“ bzw. Dissonanz. Die Gesprächspartner geraten in eine Gesprächsdynamik, die sich wie ein miteinander „Kämpfen“ gestaltet; z. B. verstricken sie sich in gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen oder versuchen das Gegenüber abzuwerten und „klein“ zu machen. Bevormundung löst beim Gegenüber fast immer automatisch „Reaktanz“ aus. Darunter versteht man eine Abwehrhaltung, die Menschen spontan einnehmen, wenn sie Druck verspüren oder sich in ihrer Freiheit eingeengt fühlen. Veränderung ist dann sehr schwierig.


Dissonanzen lassen sich auflösen, indem man Aussagen, die offensichtlich Reaktanz hervorrufen, umformuliert oder indem man neue Perspektiven einbringt: „Vielleicht stellt dein Verhalten in Bezug auf deinen Diabetes weniger mangelnde Motivation dar, sondern ist eher Ausdruck deiner momentanen Überforderung und deines innerlichen Hin-und-Hergerissen-Seins zwischen altersentsprechender Unbeschwertheit und erforderlichem Diabetesmanagement.“ Oder etwa: „Offenbar bist du trotz deiner Unzufriedenheit mit deinem Diabetes sehr gut in der Lage, Freundschaften zu pflegen, deine Schulleistungen zu erbringen und ein Mindestmaß an Diabetestherapie umzusetzen. Wie schaffst du das?“ Es geht also in den Gesprächen darum, den Druck wegzulassen, den wir zu machen verleitet sind. Die Richtung würde lauten: weg von Belehrung, Bevormundung und Drohen mit negativen Zukunftsszenarien und hin zu einer Haltung auf Augenhöhe, gezeichnet von Anerkennung und Wertschätzung – die Jugendlichen leisten wirklich viel! 


Die meisten Jugendlichen mit Diabetes sind echte Experten in Sachen Diabetesmanagement, und es ist wichtig, ihnen diese Expertise auch zuzuerkennen: „Selbstverständlich bist du in Sachen Diabetesmanagement die Expertin/der Experte und kannst die momentane Situation für dich selbst am besten beurteilen. Welche Schlüsse ziehst du daraus?“ Wenn Eltern oder Elternteile die eigene Sichtweise zur momentanen Lage äußern möchten oder das Ziel verfolgen, einen gemeinsamen lösungsorientierten Blick darauf zu werfen, reicht es aus, ein Einverständnis dazu vom Gegenüber einzuholen: „Vielleicht könnten wir gemeinsam darüber nachdenken, wie sich die momentane Situation verändern müsste, damit du wieder zufriedener bist. Was meinst du?“


Falls Sie diese Zeilen gelesen haben und auf den Geschmack gekommen sind, Ihre Haltung in den Gesprächen mit Ihrem jugendlichen Kind in die angesprochene Richtung zu verändern, kann individuelle psychologische Beratung hilfreich sein. Dabei können die Stolpersteine analysiert werden, die es bis jetzt verhindert haben, im Gespräch auf Augenhöhe wertschätzend, wohlwollend und zuversichtlich zu bleiben. Darauf aufbauend können neue Sichtweisen und eine neue Haltung erarbeitet und im Familienalltag erprobt werden.


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