Wir müssen Katheter wechseln

Technische Fragen


Die Internet-Suchmaschine findet zu den Schlagworten „Katheter setzen“ und „Was hilft Kindern“ in Sekundenbruchteilen 167.000 Ergebnisse (0,38 Sekunden). Die allermeisten davon umfassen die korrekte Applikation des Katheters (Technik des Setzens), die Wahl der passenden Stichstellen sowie deren Abwechslung (Wirksamkeit und Aufnahme des Insulins), die Vorbereitungen (Pflasterlöser, Hautschutz, Hygiene und Desinfektion) sowie die richtige Auswahl für die Bedürfnisse der Anwender (individuelles Ausprobieren verschiedener Produkte: Teflon/Stahl, mit/ohne Setzhilfe).


Nur wenige Beiträge in Elternforen und wissenschaftliche Artikel beschäftigen sich damit, was Kinder und Eltern bei dieser medizinischen Prozedur emotional unterstützen kann. Denn viele Eltern und Kinder haben Angst davor und machen sich Sorgen („Wie werden wir das schaffen?“, „Was, wenn ich meinem Kind weh tue?“, „Wie kann ich für uns das einfacher machen?“).


Natürlich sind die erwähnten technischen Fragen rund um die Auswahl und Handhabung der Insulinkatheter wichtig und sinnvoll. Gleichzeitig brauchen Kinder (und auch Eltern) bei medizinischen Eingriffen und Prozeduren auch emotionale Unterstützung.

Woran können sich emotionale Hilfestellungen orientieren?


Im Wesentlichen haben alle Menschen vier Grundbedürfnisse (Grawe, 2004):

  • Orientierung und Kontrolle
  • Lustgewinn/Unlustvermeidung
  • Bindungsbedürfnis
  • Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung


Das bedeutet in Bezug auf das Katheter-Setzen sehr einfach ausgedrückt: sich „auskennen“ und „wissen wollen bzw. steuern, was los ist“, „Frust vermeiden“ wollen, jemand „Nahestehender soll sich dabei unterstützend verhalten“ und es „schaffen wollen und auf sich stolz sein“ können. Letzteres Bedürfnis können Eltern durch viel Anerkennung und Lob auch für kleine Fortschritte erfüllen.


Rituale schaffen den Rahmen


Kinder und auch Erwachsene finden viel Sicherheit und Orientierung in einem Ritual, einer fixen Abfolge von Handlungen. Rituale geben Struktur und

Halt in einem oftmals hektischen Alltag. Regelmäßig wiederkehrende Handlungen gliedern den Alltag und machen ihn so übersichtlicher und weniger chaotisch.


Rituale ordnen den Tagesablauf und die Beziehung zu anderen Menschen, z. B. beim Frühstück, bei der Verabschiedung in den Kindergarten/die Schule oder beim Schlafengehen am Abend. Durch das Wiederkehren der gleichen Abläufe und Handlungen können sich auch die Gefühle Zuverlässigkeit und Vertrauen entwickeln. Rituale entlasten Kinder und Eltern, weil Alltagssituationen nicht immer wieder neu ausgehandelt werden müssen. Wiederholungen geben Kindern auch das Gefühl, etwas zu kennen und zu können, was Selbstbewusstsein gibt und Selbstvertrauen fördert.


Rituale erleichtern Übergangsphasen, können Ängste reduzieren und Halt geben, z. B. wenn ein Kuscheltier immer mit dabei sein kann, wenn eine neue Situation, der Urlaub, das Übernachten bei der Oma oder der Katheterwechsel bevorsteht. Überlegen Sie gemeinsam in Ihrer Familie ein Ritual für den Katheter-Wechsel mit den klassischen Reporterfragen im Hintergrund (Wann?, Wo?, Wer?, Wie?, Was?). Hier können viele Vorlieben und Wünsche des Kindes mitberücksichtigt werden (Lieblingsmusik, Licht, Kuscheltier, Lieblingsplatz, Lieblingszeit etc). Kinder wollen informiert sein und mit gestalten – das eigene Ritual hilft am besten!


Wichtig ist auch, dass das Ritual beim Katheterwechsel nicht zu lang und aufwendig ist. Es soll nicht zu viel Raum im Familienalltag einnehmen.


Mutmach-Umarmungen geben Halt


Eltern möchten sich für ihr Kind hilfreich und tatkräftig einsetzen und bei medizinischen Eingriffen unterstützen, anstatt hilflos zuzuschauen.


Ein interdisziplinäres Team der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde im AKH Wien hat nun auf Initiative der Klinischen Psychologie Plakate entwickelt, die verschiedene, sogenannte „Mutmach-Umarmungen“, auch „Comfort Positions“ genannt, zeigen.


Die Ursprünge des Konzepts der „Comfort Positions“ liegen in den USA. „Mutmach-Umarmungen“ sind eine einfache Möglichkeit, wie Eltern ihrem Kind ermöglichen können, sich während einer medizinischen Prozedur (z. B. Katheter setzen) sicher und geborgen zu fühlen. „Mutmach-Umarmungen“ erlauben dem Kind bei vielen Eingriffen aufrecht zu sitzen, während es von einer Bezugsperson in einer sicheren Umarmung gehalten wird. Eltern helfen damit ihrem Kind, sich beschützt zu fühlen, und sichern während des medizinischen Eingriffs die Arme und Beine des Kindes, um ungewollte Verletzungen zu verhindern.


Es gibt verschiedene Möglichkeiten bei „Mutmach-Umarmungen“. Sie sehen je nach Kind (und wie ängstlich es ist), dem Alter, dem Entwicklungsstand und der geplanten medizinischen Prozedur unterschiedlich aus. Das AKH-Team hat Poster mit den Mutmach-Umarmungen entwickelt und diese sind nun in allen Ambulanz-Räumen und stationären Behandlungsräumen aufgehängt.


Zaubermittel: „Fokus verschieben“


Ein „Zaubermittel“ für fast alle herausfordernden Situationen im Alltag mit Kindern ist die Fokusverschiebung – umgangssprachlich „Ablenkung“ genannt. Das AKH-Team hat begleitend zu den Postern mit den Mutmach-Umarmungen auch eigene „Mutmach-Boxen“ entwickelt. Das sind große, durchsichtige Schachteln, gefüllt mit verschiedenen Spielmaterialien (Leuchtstab, Magnettafel, Fidget-Spinner, Pop-it, Windrad u. v. m.). Zu Hause können z. B. auch Seifenblasen, Wimmelbücher oder das Tablet mit dem Lieblingsspiel des Kindes verwendet werden. Materialien, die zum Ausblasen einladen (Seifenblasen, Windrad), wirken auch dem Anspannen der Muskulatur entgegen.


Diese Gegenstände können bei allen Prozeduren die Aufmerksamkeit des Kindes binden und damit das Schmerzempfinden und die Angst reduzieren. Ausprobieren lohnt sich!


Wieso ist das bei mir so?


Kinder sind in der Lage, mit komplexen medizinischen Informationen umzugehen. Sie wollen sich auch, was ihren Diabetes betrifft, orientieren können.


Mittlerweile gibt es viele Kinder- und Jugendbücher zum Thema „Typ-1-Diabetes“ und damit viele Bespiele, wie der Diabetes in eine Geschichte verpackt und erklärt werden kann. Geschichten über den Diabetes unterstützen die Verarbeitung und die Akzeptanz der Erkrankung. Sie helfen, Worte für das eigene Leben mit Diabetes zu finden und sich nicht so allein zu fühlen.

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