Den Zucker mit CGM im Blick

CGM-Systeme („Continuous Glucose Monitoring“) ermöglichen eine kontinuierliche Messung des Zuckerspiegels im Körper. Die Systeme verwenden in die Unterhaut eingebrachte spezifische Sensoren, ein spezielles Lesegerät, und/oder eine dazugehörende Smartphone-App. 


CGM-Systeme sind seit den späteren 1990er-Jahren am Markt verfügbar und gewinnen immer mehr an Bedeutung. Sie stellen eine Bereicherung und eine Erleichterung der Diabetestherapie dar. Sie können oft schmerzhafte Blutzuckermessungen aus Kapillarblut – die aber unabdingbarer Bestandteil in der Diabetestherapie sind – ergänzen und eventuell auch ersetzen. 


Die Sensoren der CGM-Systeme werden mit einer Setzhilfe in die Haut meist des Oberarmes eingebracht und können je nach Hersteller unterschiedlich lange dort verbleiben (z. B. FreeStyle Libre 2 der Firma Abbott zwei Wochen). Der Setzvorgang ist nicht schmerzhaft und einfach durchzuführen. 


Vor der Verwendung des CGM-Systems hat eine umfangreiche Schulung auf das jeweilige Gerät durch eine Fachperson, meist Diabetesberater/-beraterin, zu erfolgen. Es muss den Anwendern klar sein, dass das Setzen eines Sensors in die Unterhaut die eigenverantwortliche Umsetzung der Diabetestherapie nicht ersetzt, wohl aber erleichtern und verbessern kann.


Voraussetzung für die Benützung von CGM-Systemen ist die Bereitschaft, den Umgang mit diesen technischen Systemen zu erlernen und diese zu verstehen, um die Geräte und deren Technik adäquat einsetzen zu können. Der größte Vorteil der CGM-Systeme besteht darin, den Anwendern und den betreuenden Personen (z. B. Eltern, medizinisches Personal) Informationen zum Glukosestoffwechsel zu liefern. Diese Informationen müssen seitens der Anwender jedoch auch verstanden und richtig interpretiert werden, um Therapiemaßnahmen (z. B. Insulinanpassungen) ableiten zu können. Folglich erfordern CGM-Systeme Verständnis und Interpretationsarbeit. 


Im Gegensatz zur Blutzuckermessung wird bei den CGM-Systemen der Gewebezucker gemessen und nicht der Blutzucker. Würde man gleichzeitig eine Blutzuckermessung mittels Kapillarblut und eine Gewebezuckermessung durch einen Scan des Sensors durchführen, gäbe es einen Unterschied zwischen den beiden erhobenen Werten. Dies lässt sich dadurch erklären, dass der Zucker Zeit benötigt, um vom Blut ins Gewebe überzutreten. Dadurch „hinkt“ der Gewebezucker bis zu 10 Minuten nach. Das Wissen über diese Differenz ist notwendig, um den erhobenen Gewebezuckerwert richtig zu interpretieren, um korrekte Maßnahmen (z. B. Insulinanpassungen) zu treffen.


Die Messung des Gewebezuckers ersetzt die blutige Zuckermessung nicht immer. Treten beispielsweise Anzeichen einer Hypoglykämie auf und die Messwerte des Gewebezuckers stimmen nicht mit den auftretenden Beschwerden überein, sollte eine Blutzuckermessung durchgeführt werden. Einige CGM-Systeme erfordern eine Kalibrierung mittels blutiger Zuckermessung. Wichtig dabei ist, diese durchzuführen, wenn der Zuckerspiegel im Körper konstant ist (z. B. morgens vor dem Frühstück), da jede nachfolgende Messung mittels CGM-Systems von dieser Kalibrierung abhängig ist. Wird beispielsweise eine Kalibrierung im Zuckeranstieg oder Zuckerabfall durchgeführt, führt dies folglich zu falsch hohen bzw. falsch niedrigen Messwerten. 


Durch CGM-Systeme kann die sogenannte „Zeit im Zielbereich“ („Time in Range“) festgestellt werden. Dabei handelt es sich um die Zeit, in welcher der Anwender Zuckerwerte aufweist, die sich im – im Vorhinein festgelegten – Zielbereich befinden. Üblich für CGM-Systeme ist ein Zielbereich zwischen 70 und 180 mg/dl. Die Zeit im Zielbereich kann am Empfängergerät bzw. der Smartphone-App abgerufen werden. Sie wird in Prozent angegeben. Erstrebenswert ist eine Zeit im Zielbereich von über 70 %. Je besser die Zuckereinstellung, desto höher die Zeit im Zielbereich. Liegt die Zeit im Zielbereich unter 70 %, sollte eine Umstellung der Therapie erfolgen. CGM-Systeme können außerdem mit einer Alarmfunktion (Vibration und/oder Ton) ausgestattet sein, die auf Zuckerwerte außerhalb der festgelegten Zielwerte bzw. auf einen Trend zur Veränderung dazu aufmerksam macht.


Die erhobenen Messwerte können mithilfe des Empfängergeräts oder des Smartphones in eine online zugängliche Cloud hochgeladen werden. Dies ermöglicht, bei freiwilliger Zustimmung (Datenschutz!) auch den Zugriff durch betreuende Personen (Angehörige, medizinisches Personal) auf die Daten. Dadurch können betreuende Angehörige entsprechend reagieren, und persönliche Arztbesuche werden eventuell nicht nötig, Therapieanpassungen können telefonisch in Absprache erfolgen. Den Anwendern wird dadurch mehr Sicherheit vermittelt und vermutlich auch eine verbesserte Stoffwechselkontrolle ermöglicht. 


Aufgrund der einfachen Anwendung verlocken CGM-Systeme Anwender oft dazu, Zuckermessung zu häufig  und unnötig durchzuführen, was sich auch negativ auf 

die Therapie auswirken kann, wenn zum Beispiel als Reaktion auf Werte in zu kurzen Abständen Insulininjektionen getätigt werden. Durch vielfache Messungen kann es außerdem zu einem Informationsüberschuss und zur Überforderung kommen. Dies begünstigt das Auftreten möglicher Fehler in der Therapie. 


CGM-Systeme werden natürlich hauptsächlich zur Zuckermessung im Rahmen der Therapie verwendet. Sie können aber auch edukativ für ein besseres Verständnis der Diabeteserkrankung eingesetzt werden. Zum Beispiel: Welchen Effekt haben Nahrungszufuhr, Sport oder Krankheit auf den körpereigenen Zuckerhaushalt? Dies liefert den Anwendern beispielsweise Informationen darüber, welche Nahrungsmittel in begrenzten Mengen eingenommen werden sollten, ob und in welcher Form vor/während/nach dem Sport Kohlenhydrate zugeführt werden müssen, ob der Körper im Krankheitszustand mehr Energie benötigt als sonst. Je besser die Vorgänge im eigenen Körper verstanden werden, desto leichter ist es, die Therapie an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Je besser die Therapieanpassung, desto besser die Stoffwechselkontrolle. Und je besser diese, desto weniger akute und späte Komplikation und Begleiterkrankungen – und desto geringer auch die Morbidität.


Die Kosten für CGM-Systeme liegen derzeit bei ca. 6–13 Euro pro Tag. Erstattet werden diese meist durch die jeweilige Krankenkasse, wenn eine FIT-Therapie, Basis-Bolus-Therapie oder Insulinpumpentherapie durchgeführt wird. Liegt keine dieser Therapieformen vor, kann das gewünschte CGM-System aber auch selbst relativ günstig erworben werden.

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