Diabetesmanagement

Kaum ein Monat vergeht ohne eine Neuheit im großen Produktdschungel – schwierig, den Überblick über die bestehenden Möglichkeiten zu behalten! Trotz aller Erleichterungen muss man sich bewusst machen, dass die technischen Hilfsmittel immer nur so gut funktionieren, wie gut der Anwender seinerseits informiert und geschult ist. Eine 10 Jahre zurückliegende Schulung ist nicht ausreichend angesichts der schnellen Weiterentwicklung von Therapien und Diabetesmanagement! 


Blutzuckermessgeräte


Mittlerweile ist die Auswahl so groß, dass die Entscheidung nicht immer leichtfällt. Neben unterschiedlichen Farben und Größen, integrierten Teststreifen oder Teststreifendosen, aus denen die Streifen nicht mehr herausfallen können, spielt die Größe des Displays und dessen Beleuchtung eine große Rolle. Bei Sehbehinderung ist das Ablesen der häufig sehr kleinen Displays fast eine Lebensaufgabe! Der Messbereich der meisten Modelle liegt zwischen 20 und 600 mg/dl, und einige sind derzeit schon in der Lage, Blutketone mit separaten Teststreifen zu messen. 


Stechhilfen, Lanzetten


Da die Fingerkuppen eine sehr hohe Dichte an Nervenzellen besitzen, kann das Zuckermessen eine schmerzhafte Angelegenheit sein, besonders dann, wenn die Stichtiefe falsch eingestellt ist oder die Lanzetten selten gewechselt werden. Lanzetten sind Einmalprodukte, die vor jedem Stechen gewechselt werden sollten, um die Infektionsgefahr zu minimieren und Schmerzen so gering wie möglich zu halten. Auch hier heißt es: durchprobieren, um seinen Liebling zu finden. 


Pen und Pennadeln


Insulinpens sind die Weiterentwicklung der Einmalspritzen, ähneln Kugelschreibern und werden mit Insulinpatronen befüllt, oder sie enthalten bereits den Wirkstoff (Fertigpens). Es steht eine breite Palette zur Verfügung: unterschiedliche Farben für Langzeit- und Kurzzeitinsuline, Pens mit kleinen Dosierschritten (0,5 E) oder integrierter Memoryfunktion, um die letzten Injektionen zu prüfen. Vollautomatische Pens sind besonders für Menschen mit Angst vor Spritzen von Vorteil, man muss nicht selbst stechen, sondern die Nadel wird automatisch nach Auslösen unter die Haut geschoben und gibt das Insulin sofort ab. Pennadeln sind in Längen von 4 bis 13 mm erhältlich. Auch unterscheiden sich der Durchmesser der Nadeln, Schliff und Beschichtung. Zu beachten ist, dass keine zu kurzen Nadeln verwendet werden, wodurch das Insulin wieder aus dem Injektionskanal austritt, während bei zu langen Nadeln das Insulin nicht in das Fettgewebe, sondern in den darunterliegenden Muskel appliziert wird, was den Wirkmechanismus verändert. Auch bei Pennadeln handelt es sich um Einmalprodukte, die regelmäßig gewechselt werden müssen!


Insulinpumpen


Insulinpumpen bestehen aus einem Insulinreservoir, gefüllt mit einem schnellwirksamen Insulinanalogon, und einem programmierbaren Motor, der alle paar Minuten eine kleine Menge Insulin über einen Katheter ins Unterhautfettgewebe abgibt. Bei Bedarf – zu Mahlzeiten oder bei hohen Blutzuckerwerten – kann zusätzlich Insulin abgegeben werden. Ein großer Vorteil der Pumpen ist die kontinuierliche 

Versorgung über 24 Stunden mit Insulin in kleinsten Abgabemengen. Es muss nicht jedes Mal gestochen werden, denn der Katheter verbleibt bis zu drei Tage unter der Haut. Insulinpumpen sind empfehlenswert für Menschen mit häufigen Hypoglykämien oder mit erhöhtem Insulinbedarf in den frühen Morgenstunden (Dawn-Phänomen). Bei Kleinkindern wurde die Therapie wesentlich erleichtert, da mit Insulinpumpen niedrigste Einheiten (Schritte ab 0,025 E) dosiert werden können. Ebenso profitieren Menschen mit stark variierenden Tagesabläufen von dieser Art der Therapie.


CGM (kontinuierliche Glukosemessung) und FGM (Flash Glucose Monitoring)


CGM zählt zu den neueren Errungenschaften der Therapie und wird mittlerweile bei Notwendigkeit, z. B. einer schlechten Unterzuckerwahrnehmung oder sehr schwankenden Blutzuckerwerten, auch von den meisten Krankenkassen erstattet. 

Dabei trägt man einen kleinen Sensorfaden im Unterhautfettgewebe entweder am Oberarm oder am Bauch. Der Sensor misst in kurzen Abständen die Glukosekonzentration im Zwischenzellraum – also den Gewebezucker – und kann so eine Kurve nahezu in Echtzeit erstellen. Unterschiede zwischen den Sensoren bestehen z. B. in der Tragezeit (7, 14, 90 Tage), darin, ob das System kalibriert werden muss, und in der Messmethode selbst. Als Empfangsgerät dient entweder die Pumpe, ein eigenes Lesegerät oder das Smartphone (Android-Betriebssystem). Der aktuelle Trend wird mit Pfeilen (gleichbleibend →, steigend ↑, sinkend ↓) angezeigt. CGM-Systeme geben Warntöne bei Unter- und Überzucker ab. Diese Systeme sind sinnvoll, wenn man Unterzucker schlecht oder gar nicht wahrnehmen kann, besonders nachts! 


Im Gegensatz zu CGM-Systemen kann FGM (Flash Glucose Monitoring) nicht direkt mit dem Empfänger kommunizieren, sondern muss erst gescannt werden, hat keine Warnfunktion und muss auch nicht kalibriert werden.


Vorteil dieser Systeme ist die Warnfunktion im Falle von zu niedrigen oder zu hohen Zuckerwerten sowie die Möglichkeit, einen Tagestrend zu erhalten, um Muster besser zu erkennen und eventuell Therapieanpassungen vornehmen zu können.

Ein Nachteil ist immer noch, dass der Gewebezucker dem Blutzucker ungefähr 10–20 Minuten hinterherhinkt und somit bei Unterzuckerungen der tatsächliche Blutzucker schon wesentlich niedriger sein kann als der aktuell aufgezeigte Sensorwert des Gewebezuckers. Mathematische Algorithmen machen es möglich, dass bei neueren Modellen der Unterschied nur mehr 5–10 min Verzögerung beträgt. Besonders bei schwankenden oder hohen Glukosespiegeln kann es aber zu höheren Abweichungen zwischen Sensor und Blutzuckermessgerät kommen. CGM- und FGM-Systeme erfordern eine sehr gute Schulung, nicht nur, um den Sensor zu bedienen, sondern auch, um die abgelesenen Werte korrekt zu interpretieren und im Notfall richtige Entscheidungen treffen zu können.


Apps


Die Informationstechnologie hat Einzug in das Diabetesmanagement gehalten! Insbesondere geht es darum, Daten nicht nur zu sammeln, sondern diese sinnvoll aufzubereiten. Mit den neuesten Apps, die man mit Daten von Blutzucker, Blutdruck, Gewicht, Aktivitäten, Medikamenten und Krankheiten füttern kann, erkennt man einfacher Trends, welche die Therapie beeinflussen, und kann besser mit einer, der jeweiligen Situation (Krankheit – Gesundheit, Sport – Ruhephasen, Urlaub) angepassten Therapie reagieren. Gerade bei Typ-2-Diabetes kann es z. B. von Vorteil sein, sich an die bevorstehende Medikamenteneinnahme (Metformin, Blutdrucksenker, Schilddrüsenhormone) erinnern zu lassen. 


Gesundheits-Apps gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Um Licht ins Dunkel zu bringen hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft gemeinsam mit Experten, Fachverbänden und dem Zentrum für Telematik und Telemedizin das DiaDigital-Siegel erstellt, das Apps nach unterschiedlichsten Kriterien beurteilt. Ein wichtiger Kritikpunkt ist u. a. die Speicherung und Weiterverarbeitung der Gesundheitsdaten durch Dritte! Keiner möchte irgendwann seine Blutzuckerwerte beim Abschluss einer Krankenversicherung vorgelegt bekommen. Außerdem bedarf es einer CE-Kennzeichnung der App, sobald diese z. B. einen Bolusrechner inkludiert und damit Therapievorschläge macht.


Wichtig zu erwähnen ist, dass es keine Non-plus-ultra-Therapie gibt, sondern dass diese vom individuellen Menschen und dessen Lebensumständen abhängt. Nicht für jeden ist eine Pumpe eine große Entlastung, manche schwören weiterhin auf ihr Blutzuckermessgerät. Jeder verspürt seine Erkrankung anders, und darauf muss auch in der Therapie Rücksicht genommen werden. Aus dem großen Angebot an technischen Hilfsmitteln muss jeder sein persönliches Optimum herausfinden. Besuche von Produktpräsentationen und Messeständen der unterschiedlichsten Firmen auf den ÖDV-Diabetestagen sind hier sehr hilfreich! 

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