Zur Behandlung und Therapie von Diabetes mellitus Typ 2 ist neben der medikamentösen Behandlung eine Lebensstiländerung mit ausreichend körperlicher Bewegung, sowie der Wahl der richtigen Lebensmittel und einer Reduktion von zuckerhaltigen Lebensmitteln, von großer Bedeutung. Besonders empfiehlt sich in diesem Zusammenhang der Ersatz von Haushaltszucker durch Süßstoffe. Dieser Artikel soll eine Übersicht über die wichtigsten Süßstoffe sowie ihre sinnvolle Verwendung bei Diabetes geben. Von Mag. Karin Gatternig und Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm
Süßstoffe sind synthetische oder natürliche Substanzen, die als Alternative für Zucker Verwendung finden. Sie haben eine wesentlich stärkere Süßkraft als Zucker und dabei keinen oder nur einen sehr geringen physiologischen Brennwert (Kalorien). Da sie Insulinunabhängig verwertet werden, spielen sie für Diätprodukte vor allem unter den Diabetikerprodukten eine zentrale Rolle.
Sie verursachen keine Karies und schaden daher den Zähnen nicht. Ganz geschmacklich ersetzen können sie den Zucker aber nicht, da sie nicht das gleiche Mundgefühl sowie keine richtige Befriedigung des Süßhungers erreichen. Wenn der Körper etwas Süßes schmeckt, wird automatisch Insulin ausgeschüttet um den Blutzuckerspiegel zu senken. Folgt nun aber, wie es bei Süßstoffen der Fall ist, kein Zucker, dann gilt dies für den Köper als Mangelzustand und er reagiert mit Hunger.
Daher können Süßstoffe unter Umständen eine unerwünschte appetitanregende Wirkung haben. Dieses Problem besteht bei Diabetikern nicht, und so können Süßstoffe als Alternative für Zucker ohne Berücksichtigung bei der Insulin-berechnung verwendet werden.
Künstliche Süßstoffe werden vor ihrer Einführung genauestens untersucht, um ihre Unbedenklichkeit sicherstellen zu können. Die akzeptable tägliche Zufuhrmenge wird als ADI-Wert (= acceptable daily intake) bezeichnet. Das ist jene Menge je kg Körpergewicht, die täglich, ein Leben lang aufgenommen werden darf, ohne dass ein
Risiko besteht. Trotzdem stehen Süßstoffe häufig unter Verdacht gesundheits-schädliche Wirkungen zu haben. Es gibt allerdings noch keine ausreichenden wissenschaftlichen Untersuchungen.
Übersicht Süßstoffe
Acesulfam K
ist ein künstlicher Süßstoff, der im kalten und heißen Wasser leicht löslich ist. Durch seine gute Hitzebeständigkeit eignet Acesulfam K sich auch sehr gut zum Kochen und Backen. Im Körper wird es nicht verarbeitet und unverändert wieder ausgeschieden. Es wird für Diabetikerprodukte (vor allem Getränke) sehr häufig verwendet. Acesulfam K soll gesundheitlich unbedenklich sein. Es gibt dazu aber größtenteils keine unabhängigen Untersuchungen und daher ist eine Bewertung sehr schwierig.
Aspartam
ist ein künstlicher Süßstoff, der praktisch keine Kalorien liefert. Aspartam ist kaum hitzebeständig und daher zum Kochen und Backen nicht geeignet. Es ist manchen körpereigenen Hormonen sehr ähnlich und daraus ergeben sich bei empfindlichen Personen mögliche Nebenwirkungen wie: Kopfschmerzen, Benommenheit,
Gedächtnisverlust, Sehstörungen sowie Störungen im Magen-Darm-Trakt.
Außerdem wird Aspartam ähnlich im Körper verarbeitet wie die Aminosäure, und deshalb ist es für Personen, die Phenylalanin nicht vertragen, nicht geeignet. Die Sicherheit von Aspartam sowie der sinnvolle Einsatz bei Diabetes Typ 2 wurde in den letzten Jahren vielfach diskutiert. Es wird vor allem aufgrund seiner hohen Süßkraft und des geringen Effekts auf den Blutzuckerspiegel sehr gerne als Alternative für Zucker bei Diabetes Patienten verwendet.
Allerdings gibt es auch Studien, bei denen eine Mahlzeit mit Aspartam im Vergleich zu einer Mahlzeit mit Saccharose, bei angemessener körperlicher Aktivität, einen ähnlichen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel hat. Weitere Studien sind notwendig um eine konkrete Aussage darüber treffen zu können.
Aspartam steht auch unter Verdacht kanzerogen zu wirken und das Auftreten von Blut- und Hirntumoren zu fördern. Dies konnte am Beispiel von Tiermodellen gezeigt, beim Menschen bisher aber nicht bestätigt werden. Bei Einhaltung des definierten ADI-Wertes kann Aspartam als unbedenklich eingestuft werden.
Cyclamat
Ist ein hitzebeständiger, synthetisch hergestellter Süßstoff, der zum Kochen und Backen sehr gut geeignet ist. Einige Tiermodelle zeigten eine mögliche Begünstigung für Blasenkrebs. Dies konnte beim Menschen bisher aber nicht bestätigt werden.
Heute ist man sich einig, dass Cyclamat in großen Mengen eingenommen,
schädliche Wirkung zeigt. In Diabetikerprodukten wird Cyclamat, wenn überhaupt, dann nur in geringen Mengen verwendet, und kann daher als unbedenklich eingestuft werden.
Saccharin
Saccharin hat einen intensiv bitteren Geschmack, weshalb es gerne mit anderen Süßstoffen gemischt wird. Es wird in der Tierzucht als appetitanregendes Masthilfsmittel eingesetzt. In Verbindung mit bestimmten Medikamenten oder Umweltgiften kann Saccharin unter Umständen die Blasenschleimhaut schädigen, und am Tiermodell die Auslösung von Blasenkrebs fördern. Auch Saccharin wird in geringen Mengen für Diabetikerprodukte verwendet und kann in diesen Mengen als gesundheitlich unbedenklich bezeichnet werden.
Sucralose
Sucralose wird durch Chlorierung von gewöhnlichem Zucker gewonnen und ist ein kalorienfreier Süßstoff. Es hat keinen bitteren Nachgeschmack, verursacht keine Karies und ist sehr hitzestabil.
Es hat keine Auswirkung auf die Glukose-Selbstregulierung bei Diabetikern. Sucralose wird im Körper in geringen Mengen verarbeitet. Dabei entstehen Abbauprodukte, deren Auswirkungen auf den Organismus noch nicht gänzlich geklärt sind.
Thaumatin
ist ein natürlicher Süßstoff, der aus den reifen Früchten des Katemfe Strauchs im afrikanischen Regenwald gewonnen wird.
Typisch für Thaumatin ist der Lakritzeartige Nachgeschmack. Es eignet sich sehr gut für Süßwaren, Vitamin Supplemente sowie die Zubereitung von Diabetikerprodukten.
Neohesperidin
ist ein kalorienfreier Süßstoff. Neohesperidin kommt natürlich in Zitrusfrüchten vor, oder wird künstlich aus Flavonoiden gewonnen. Am Tiermodell wurde die Harmlosigkeit dieses Süßstoffes bewiesen, allerdings wird er von jedem Organismus individuell im Darm verdaut und daher sind Tierstudien unzureichend um über die Unbedenklichkeit Aufschluss zu geben.

Prim. Dr. Christian Schelkshorn
seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe