Die Arbeit, die pflegende und sorgende Angehörige leisten, ist von enormer Bedeutung. Ihr Tagesablauf ist
häufig sehr intensiv, und Zeit für persönliche Interessen ist knapp bemessen. Daher ist es umso entscheidender, dass sie nicht nur für ihre Liebsten da sind, sondern auch auf sich selbst achten.
Etwa jede vierte Familie in Österreich steht unmittelbar vor der Herausforderung von Hilfs- oder Pflegebedürftigkeit. Der Großteil der Pflegegeldempfänger*innen, ganze 84 %, bleibt zuhause und wird größtenteils von Familienmitgliedern betreut. Mit einem Frauenanteil von rund 75 % ist die Angehörigenpflege hauptsächlich weiblich geprägt, wobei die Hälfte dieser Frauen gleichzeitig einer beruflichen Tätigkeit nachgeht.*
Schwieriger Spagat
Die Pflege eines Angehörigen zuhause stellt – neben der psychischen Belastung – oft auch eine Gratwanderung zwischen Berufstätigkeit, Familienpflege und der Betreuung des Pflegebedürftigen dar. Neben organisatorischen und finanziellen Fragen sowie den körperlichen Belastungen ist die Betreuung im häuslichen Umfeld aber vor allem emotional sehr herausfordernd. Rund ein Drittel der Angehörigen leidet an psychischen Belastungen.
Sabine Maunz, Pflegeleiterin des Hilfswerks Österreich, betont in diesem Zusammenhang, wie wichtig es sei, dass pflegende Angehörige neben ihrer herausfordernden Tätigkeit auch die Möglichkeit haben, ihren eigenen Interessen nachzugehen und soziale Kontakte zu pflegen. „Im Gegensatz zu professionellen Pflegekräften, die eine schützende emotionale Distanz aufbauen können, müssen pflegende Angehörige das erst lernen. Für diejenigen, die sich rund um die Uhr um eine pflegebedürftige Person kümmern, kaum Zeit für sich selbst haben und mit finanziellen oder anderen Problemen konfrontiert sind, besteht die Gefahr, an ihre persönlichen Grenzen zu gelangen. Jeder reagiert individuell auf diesen Stress – von Schlafstörungen, Kopfschmerzen bis hin zu Ängsten oder sozialem Rückzug“, so Sabine Maunz weiter. Hinzu kommt, dass gerade familiäre Beziehungen mit besonderer Loyalität gekoppelt sind. Dann fällt es umso schwerer, Urlaub – auch wenn er noch so kurz ist – von der Pflege zu nehmen oder Hilfe von außen anzunehmen. Trotzdem: Niemand kann 365 Tage im Jahr ohne Verschnaufpause durcharbeiten. „Zeitweise die Verantwortung bewusst zu delegieren heißt nicht, jemanden im Stich zu lassen. Es bedeutet vielmehr, sich die Zeit zu nehmen, um neue Energie zu tanken. Das ist entscheidend, um sich langfristig um sich selbst und seine Angehörigen kümmern zu können“, erläutert die Pflegeleiterin.
10 % der österreichischen Bevölkerung sind bereits pflegende Angehörige und spielen somit auch eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft. Welche Unterstützung gibt es für all jene, die sich nicht nur ihren Liebsten, sondern auch der Gesellschaft verschrieben haben?
Hilfe annehmen – gar nicht so leicht!
Psychologische Gespräche und der Austausch in Selbsthilfegruppen können entlastend wirken, damit man sich im hektischen Alltag, in dem man sich mit neuen Pflegeverantwortungen und zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sieht, nicht alleingelassen fühlt. Fachliche Unterstützung und Entlastung bietet beispielsweise die Pflegeberatung des Hilfswerks, die nicht nur Pflegethemen, sondern auch Fragen zu Pflegegeld, Sicherheit, Hilfsmitteln im Haushalt, rechtlichen und finanziellen Angelegenheiten umfasst.
Was können pflegende Angehörige jedoch sofort und ohne großen Aufwand tun, um sich emotional und körperlich zu entlasten? Sabine Maunz empfiehlt: „Tägliche kurze Auszeiten, wie Spaziergänge, lesen oder ein heißes Bad, können helfen. Gespräche mit Freund*innen bieten die Möglichkeit, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und daraus Kraft zu schöpfen und neue Wege zu erkennen.“
SHilfswerk:
Angebote für pflegende und sorgende Angehörige
Das Hilfswerk bietet pflegenden und sorgenden Angehörigen vielfältige Entlastung und Unterstützung, darunter:
- mobile Dienste (Heimhilfe, Hauskrankenpflege)
- mehrstündige Tagesbetreuung
- Tageszentren und Seniorenheime
- 24-Stunden-Kurz- und Langzeitbetreuung
- Pflegeberatung
- psychosoziale Beratung
- diverse Kurse
- Vernetzung mit anderen pflegenden und sorgenden Angehörigen
- Besuchs- und Begleitdienste
- Essen auf Rädern, Notruftelefon u. v. m.
Erkundigen Sie sich nach den Angeboten beim Hilfswerk in Ihrer Nähe! Über
www.hilfswerk.at oder die kostenlose Hilfswerks-Servicehotline 0800 800 820 oder die Hilfswerks-Servicehotline
24-Stunden-Betreuung 0810 820 024.
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John Doe
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